Bahnübergang in Bösinghoven soll bleiben

Die Deutsche Bahn will den Bahnübergang „Függershofweg/Steinrath“ ersatzlos schließen. Die Meerbuscher Politik legte jetzt gegen Empfehlung der Stadt ein Veto ein.

Bahnübergang in Bösinghoven soll bleiben
Foto: Orthen

Albert Güllmann wittert Gefahr — für die schwächsten Glieder im Straßenverkehr. Deshalb ist der Vorsitzende des Meerbuscher Seniorenbeirats an diesem Abend zur Sitzung des Ausschusses für Planung und Liegenschaften gekommen — um in der Einwohnerfragestunde das Warum zu ergründen, die Stimme zu erheben und die Politiker zu bitten, dem Tagesordnungspunkt sechs nicht zuzustimmen. „Ansonsten wird es auf dem Weg von Bösinghoven nach Krefeld für Radfahrer und Fußgänger sehr, sehr eng“, sagt er.

Tatsache ist: Die DB Netz AG will auf der Strecke Köln-Kranenburg auf Krefelder Seite den Bahnübergang „Függershofweg/Steinrath“ ersatzlos schließen — aufgrund des Alters, aus Kosten-Nutzen-Gründen und zur Erhöhung der Sicherheit, wie es in einem Schreiben an die Stadt Meerbusch heißt. Alleine entscheiden kann die Bahn das aber nicht. Dafür ist ein Planrechtsverfahren nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz nötig. Und für dieses braucht es die Zustimmung der angrenzenden Städte Krefeld und Meerbusch.

Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter im Meerbuscher Rathaus, sieht keinen Grund, dem Wunsch der Bahn nicht zu entsprechen. „Aus Sicht der Verwaltung besteht aufgrund der relativen Nähe zum Bahnübergang an der Fischelner Straße/Weilerhof nicht die zwingende Notwendigkeit, den Übergang „Függershofweg/Steinrath“ offenzuhalten“, sagt Assenmacher. Auch die damit verbundenen geringen Umwege für den Freizeitverkehr und die Landwirtschaft seien keine Rechtfertigung. „Vor diesem Hintergrund schlägt die Verwaltung vor, der Bahn gegenüber eine positive Stellungnahme abzugeben und dem Vorhaben im späteren Planrechtsverfahren zuzustimmen.“

Die Politik hingegen ist auf Albert Güllmanns Seite. „Den Bahnübergang an dieser Stelle zu schließen wäre sogar gefährlich“, sagt Ausschussmitglied Hans Werner Schoenauer (CDU). Denn: Viele Radfahrer und Fußgänger nutzten den Weg, um auf einer Strecke ohne Ampeln und Verkehr sicher und entspannt nach Krefeld-Fischeln zu kommen. „Das Problem ist nämlich: Der Radweg an der Kreisstraße wird auf Krefelder Seite nicht fortgesetzt, und der Strümper Weg ist dort sehr schmal. Es gibt keine Markierungen, das heißt, es wird zu schnell gefahren. Deshalb weichen die meisten Radfahrer auf den sicheren Weg über den Bahnübergang aus.“ Abgesehen davon, sagt Schoenauer, wolle die Stadt Meerbusch ihr Radwegenetz perspektivisch vergrößern. „Da wäre es doch kontraproduktiv, diesen Weg ohne Not einfach wegzunehmen“, sagt er.

Krefeld indes würde einer Aufhebung vermutlich zustimmen. Das berichtet jedenfalls Assenmacher. „Möglicherweise wird die Zustimmungserklärung dort aber auch als Geschäft der laufenden Verwaltung behandelt“, sagt er. Das hieße, die Politik würde gar nicht um Erlaubnis gefragt. Der Meerbuscher Planungsausschuss jedenfalls hat die Abgabe einer negativen Stellungnahme beschlossen. Die Bahn, sagte ein Sprecher auf Anfrage, prüfe derweil, ob womöglich ein seitlicher Weg parallel zur Bahnstrecke angelegt werden kann. Vorerst aber bleibt der Übergang.

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