Königspaarwill Neuss bunter machen

Von Stefan Reinelt

Christoph I. Napp-Saarbourg versucht, alles im Griff zu behalten. Schließlich hat er mit der Einhorn-Apotheke auch ein eigenes Geschäft zu führen, ist Vorsitzender der Heimatfreunde und der „Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss“ (ZIN), weiterhin Musikbeauftragter der Schützenlust und Oberleutnant von gleich zwei Schützenzügen. „Ich habe drei Kalender“, sagt Napp-Saarbourg und muss dabei selber lachen. „Einen Schützenkalender, einen für meine weiteren Termine und einen zur Sicherheit.“

Seinem Nachfolger würde die Majestät auch als ersten Ratschlag den Kauf zweier großer Kalender geben. „Man muss schon gut getaktet sein. Ich habe es auch immer so gehalten, nicht sofort Terminen zuzusagen, sondern lieber kurzfristig“, sagt er. Denn eines wollten der Schützenkönig und seine Königin Petra Frankenheim-Napp-Saarbourg nicht: Jemanden unnötig enttäuschen. Man habe versucht, wenn es zeitlich und räumlich machbar war, so viele Einladungen wie möglich wahrzunehmen, und warb für Verständnis, wenn man vielleicht dann auch nur eine halbe Stunde bleiben konnte.

Enttäuscht wurde deshalb niemand zurückgelassen, aber möglicherweise mit einem Fragezeichen über dem Kopf. Denn zu seinen Besuchen brachte das Königspaar stets ein Überraschungspaket mit, das erst geöffnet werden durfte, wenn die beiden wieder entschwunden waren. Sie gaben dabei mit ihren individuell gepackten Geschenkkisten ihren Mitmenschen Anregungen, wie sie selbst zu einem schönen Stadtbild beitragen können.

Das Ziel, die Innenstadt und ihre zahlreichen Seitenstraßen und Gassen bunter zu gestalten, ist für Christoph Napp-Saarbourg schon lange eine Herzensangelegenheit. Als ZIN-Vorsitzender zeichnete er bereits mitverantwortlich für die Anschaffung von Blumenampeln und Blumenkästen wie auch für Sitzbänke. Eine große, unübersehbare Geste vom amtierenden Schützenkönig gibt es nun zusätzlich: Er stiftet einen elf Meter hohen Fahnenmast am Romaneum, an dem zum Schützenfest die Stadtflagge wehen soll.

Geboren am 31. Mai 1965 zwar in Meerbusch-Büderich, ist Christoph Napp-Saarbourg ein Kind der Neusser Innenstadt. Aus einem Freundeskreis von Quirinus-Schülern, Messdienern an St. Quirin und KJG’lern gründete er 1983 den Schützenlustzug „Dropjänger“ mit. Nach Abitur und Lehre zum Bankkaufmann schloss er ein Pharmaziestudium an, um später die Einhorn-Apotheke zu übernehmen, die seit mehr als 100 Jahren in Familienbesitz ist und eine über mehrere Jahrhunderte währende Geschichte in Neuss hat. Im September 1994 heiratete er seine Frau Petra, geborene Frankenheim, im Januar 1997 kam Tochter Prisca auf die Welt. Heute lebt die Familie in Kaarst.

Irgendwann Schützenkönig zu sein, gehört für den heimatverbundenen Apotheker gewissermaßen zu seinem Selbstverständnis. „Ich lebe in einem friedlichen und harmonischen Umfeld. Ich feiere seit über dreißig Jahren Schützenfeste mit und möchte den Schützen und Bürgern auf diese Weise einmal etwas zurückgeben“, sagt er in dem Wissen, dass Faktoren wie Beruf, Familie und letztlich das Finanzielle das Königsamt erst möglich machen können — oder eben auch nicht.

Seine Frau Petra musste er fürs Königsjahr nicht lange überzeugen. Als das Paar 1989 zum Hofstaat von Horst Esgen gehörte, ließ sie sich bereits zur Aussage hinreißen, diese Zeit auch als Königin einmal miterleben zu wollen. Dafür bedurfte es dann aller guten Dinge drei: Nach 2013 und 2014 trat Christoph Napp-Saarbourg im vergangenen Jahr zum dritten Mal an die Stange. Mit dem achten Schuss und ohne Mitbewerber war die Angelegenheit schnell entschieden. „Natürlich schätze ich den Wettbewerb und weiß, dass sich das Komitee darum bemüht hatte, weitere Kandidaten für das Königsschießen zu finden, doch nach zwei erfolglosen Anläufen war ich auch nicht traurig darüber, dass ich alleine geschossen habe“, sagt der 52-Jährige.

Die Wochen und Monate seit dem Vogelschuss seien gefühlt schnell verflogen, so seine Majestät. Nach seiner großen Rede am Königsehrenabend könne er sich jetzt nur noch treiben lassen und genießen. „Das haben mir auch meine Vorgänger so berichtet. Ich muss natürlich stets präsent sein und immer ein paar nette Worte auf den Lippen haben, aber es ist nichts mehr zu organisieren“, erzählt Christoph Napp-Saarbourg. Die nächsten Tage werden seine Kalender also dennoch keine weißen Seiten haben.

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