Hüngert II: Kritik an Verkehrslenkung

Hüngert II: Bürgermeister erwartet Änderung des Flächennutzungsplans.

Kaarst. Langsam, aber sicher wird es ernst: Das Mammutprojekt Hüngert II mit dem geplanten Neubau einer Filiale der Möbelhauskette Ikea geht in die entscheidende Phase: In einer gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Planungsausschuss wird am Mittwoch, 16. November, über die Änderung des Flächennutzungsplans abgestimmt.

Nach langen Jahren der Planung will die Verwaltung das Großprojekt nun rasch vorantreiben, eine Reihe grundsätzlicher Fragen ist jedoch noch offen. Während das vom Planungsbüro Drees & Sommer erstellte Strukturkonzept zumindest im Prinzip überall auf Akzeptanz stoße, stelle die vorgesehene Verkehrserschließung nach wie vor das schwierigste Problemfeld dar, räumte auch Bürgermeister Franz-Josef Moormann in der vergangenen Hauptausschuss-Sitzung ein.

„Die Basis für eine Verkehrserschließung ist unzureichend“, findet die betroffene Anwohnerin Angela Hafner. Die Holzbüttgenerin hat sich intensiv mit dem Ikea-Umzug beschäftigt und einen acht Punkte umfassenden Fragenkatalog erarbeitet. In der vom Stadtrat abgesegneten Variante 7 des Verkehrsgutachtens der Planer Runge und Küchler sieht sie wie viele Anwohner wegen der Einbahnstraßenregelung an der Kreuzung Siemensstraße/Hüngert die Gefahr des Schleichverkehrs durch die Wohnquartiere. „Es wird stur bei diesem Plan geblieben, Holzbüttgen wird kaputt gemacht“, fürchtet Hafner.

„Bei der Einbahnstraße ist Bewegung drin, es ist noch nichts entschieden. Wir sind mitten in der weiteren Ausformung des Verkehrskonzepts“, sagt der Bürgermeister und betont: „Wir wollen, dass möglichst keine Nachteile für die Holzbüttger entstehen.“

Hafner macht allerdings massive Planungsfehler im bisherigen Konzept aus, die sich unter anderem auf Hallengrößen, Fahrbahnbreiten, Parkplatzsituation, geringe Stauräume und vor allem auf das vorhandene und prognostizierte Verkehrsaufkommen beziehen. „Im Gutachten wird für die Kreuzstraße nicht mit Schleichwegfahrern gerechnet. Wenige Seiten weiter heißt es, dass dort 800 Autos mehr fahren werden“, sagt Hafner und nennt einen Aspekt, der sie stutzig macht.

Zudem hat sie Bedenken, dass sich der Möbelriese nach dem Umzug künftig als so genannter Homepark mit weiteren angeschlossenen Fachmärkten ausdehnen wird. Sie nennt als Beispiel das Ikea-Haus in Würzburg, dort werde das schwedische Möbelhaus zwei Jahre nach der Eröffnung 2009 jetzt entsprechend erweitert. „Das ist eine Mogelpackung. Alle anderen neuen Häuser errichtet Ikea nur mit Homepark. Warum sollte das ausgerechnet in Kaarst anders sein? fragt sie. „Die Fläche reicht dafür jedenfalls aus.“ Moormann: „Die Auffassung der Verwaltung war, dass wir das nicht weiterverfolgen. Ich habe Ikea nicht so verstanden.“

Viele Punkte aus wasserschutzrechtlicher und umweltpolitischer Sicht seien noch nicht angesprochen worden, wundert sich Ingeborg Arndt vom BUND Neuss-Kaarst. „Es fehlt ein Generalsverkehrsplan“, bemängelt Arndt. Auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung liege bis heute nicht vor. Die werde in einer der kommenden Sitzungen nachgereicht, verspricht der Bürgermeister. „Wir wollen einen fortschrittlichen Gewerbepark mit energieeffizienten Lösungen errichten. Wir prüfen derzeit, was an Ausgleichsflächen notwendig ist.“

Der Stadtchef in Ausblick auf die Sitzung: „Wir sind vorbereitet. Ich gehe davon aus, dass wir eine gute Beratung haben werden.“ Er nimmt an, dass die Änderung des Flächennutzungsplans im Wesentlichen durchgehe, sagt aber auch: „Im Grundsatz gilt: Qualität vor Schnelligkeit.“

“ Das Großprojekt in der Politik: Donnerstag, 10. November: Grundstücksausschuss; Mittwoch, 16. November: gemeinsame Sitzung von Haupt- und Planungsausschuss; Donnerstag, 17. November: Stadtrat

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