Französisch für Zweitklässler

Kaarster Kinder sollen die Fremdsprache bald spielerisch näher kennen lernen.

Kaarst. Wenn Marie in die Klasse kommt, dann wissen die Grundschüler: Jetzt wird französisch gesprochen. Gleich singen wir Lieder auf französisch oder lernen zählen in der unbekannten Sprache. Das passiert ganz spielerisch, denn Marie ist keine gewöhnliche Lehrerin — sie ist eine Handpuppe.

Die Stimme leiht ihr die Deutsch-Französin Suzanne Reuter. Sie macht seit 13 Jahren Kinder mit der romanischen Sprache vertraut. Sie begann damit in Neuss-Norf, und Baden-Württemberg. Bald sollen — zumindest wenn es nach Reuter geht — auch die Kaarster Sieben- bis Achtjährigen zum ersten Mal Sätze wie „Je m’apelle Peter“ (dt.: „Ich heiße Peter“) über die Lippen bringen.

Außerhalb Saarbrückens ist es in Deutschland ungewöhnlich, dass bereits Zweitklässler mit Französisch in Berührung kommen. Doch die 52-jährige Lehrerin findet ihr Vorhaben trotzdem wichtig, als Beitrag der Völkerverständigung. Sie erklärt: „Wir wollen relativ früh die Leichtigkeit der Kinder nutzen, Sprache ohne Scheu nachzuahmen.“ Das sei gerade in dem Alter von sieben bis acht Jahren gut möglich.

„Wir“ das ist neben Reuter auch die Stadt Kaarst zusammen mit dem Verein „Städtepartnerschaft Kaarst - La Madeleine“, die jetzt auch vor Ort das Konzept umsetzen wollen. Die Gespräche mit den Schulleitern stehen jedoch noch aus. Acht Grundschulen mit offenem Ganztag kommen in Kaarst für das Projekt in Frage.

Der Städtepartnerverein hat sich bereit erklärt, die Finanzierung zu übernehmen. Doch obwohl das spielerische Französischlernen ein kostenfreies Zusatz-Angebot für die Schulen wäre, sieht Kulturmanager Klaus Stevens die Sache nüchtern. „Obwohl es eine gute Idee ist, dürfen wir jetzt nicht meinen, dass wir überall auf offene Türen stoßen“, so der Verwaltungsmann. Die Schulen seien nicht selten dermaßen mit der Bewältigung des eigentlichen Lehrplans beschäftigt, dass Zusatzangebote es oft schwer haben. Deshalb wolle man jetzt erst einmal für die Idee werben und Eltern für das Konzept begeistern.

Spielen die Schulen mit, dann könnte Reuter schon bald im Nachmittagsunterricht Gruppen mit zehn bis zwölf Kindern mit Abzählreimen, szenischen Spielen oder Mitmachaktionen für Französisch begeistern. Die Arbeitsgemeinschaften mit einer Doppelstunde pro Woche sind zunächst auf ein Schuljahr angelegt.

Danach können die jungen Schüler zwar nicht richtig französisch sprechen, doch Reuters Ziel ist ein ganz anders. Sie sagt: „Der Unterricht ist eigentlich eine Anleitung zur Toleranz für alles Andersartige.“

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