Grevenbroich Mutter mit Kind aus Bus geworfen

Auf halber Strecke zur Innenstadt musste Anne Steffen die Linie 891 verlassen. Begründung: zu wenig Platz im Bus.

Grevenbroich: Mutter mit Kind aus Bus geworfen
Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Wie kinderfreundlich ist Busfahren in Grevenbroich? Oder ist es genau das eben nicht? Vor kurzer Zeit wurde bereits ein Fall bekannt: Eine Neuratherin hatte berichtet, dass Busfahrer auf der Linie 891 sie mehrere Male mit ihrem Sohn im Kinderwagen an der Haltestelle stehenließen — mit dem Hinweis darauf, dass kein Platz mehr im Bus sein. Auch ein Mann im Rollstuhl soll das Nachsehen gehabt haben. Jetzt gibt es einen neuen Fall. Wieder geht es um eine Mutter mit Kinderwagen, wieder um die Linie 891.

Es ist 9.34 Uhr am Donnerstagmorgen, als Anne Steffen mit ihrem drei Monate alten Sohn im Kinderwagen in Frimmersdorf in die 891 einsteigt. Die junge Mutter will in die Innenstadt, dafür löst sie ein Einzelticket. „Der Bus war voll, wie immer, es standen schon zwei Kinderwagen und ein Rollator im Gang“, sagt sie.

Für die Grevenbroicherin und ihr Kind findet sich trotzdem ein Platz — bis zur Haltestelle an der Kolpingstraße. „Da war dann plötzlich ein richtiger Ansturm, mehrere Menschen wollten in den Bus einsteigen“, erzählt die Grevenbroicherin. „Der Busfahrer blaffte mich daraufhin an: ,Der Kinderwagen muss jetzt hier raus, die Sicherheit ist nicht mehr gegeben’, sagte er — auf halber Strecke Richtung Innenstadt.“ Anne Steffen ist schockiert, wütend und fühlt sich vor den Kopf gestoßen. „Ich bin dann ausgestiegen, weil es in dieser Situation ohnehin keinen Zweck gehabt hätte, zu diskutieren, und bin in die Stadt gelaufen“, sagt sie. „Hätte ich einen wichtigen Termin gehabt — den hätte ich verpasst!“

Jessica Krehl, die zufällig auch im Bus ist und das Geschehen beobachtet, kann die Schilderung der Mutter bestätigen. „Das war einfach unmöglich!“, sagt sie. Allgemein seien die Busse der Linie 891 in den vergangenen Monaten extrem überfüllt, weil auch viele Flüchtlinge damit unterwegs seien. „Es sind jetzt einfach mehr Menschen in der Stadt“, sagt Krehl. Dabei bleiben offenbar immer häufiger Mütter mit Kinderwagen, Rollstuhl- oder Rollatorfahrer im wahrsten Sinn des Wortes auf der Strecke.

Vor zwei Wochen berichtete Ramona Sperschneider , sie sei von der 891 bereits viermal mit ihrem Kinderwagen an einer Haltestelle stehengelassen worden. Zudem habe der Fahrer erklärt, „dass wir auch nicht auf den nächsten Bus zu warten bräuchten — an einer anderen Haltestelle warte bereits jemand anderes mit Kinderwagen“. Gerade nachmittags, sagte Sperschneider, sei der Bus oft sehr voll.

Anne Steffen und Jessica Krehl haben überhaupt den Eindruck, der Umgangston der Busfahrer sei rau bis unverschämt. „Ich habe zum Beispiel noch nie erlebt, dass mir ein Fahrer beim Einstieg mit dem Kinderwagen geholfen hat“, sagt Steffen. „Manche senken sogar absichtlich den Bus nicht ab.“

Beim zuständigen Verkehrsunternehmen, der Busverkehr Rheinland GmbH (BVR), war bis zum Donnerstagabend keine Stellungnahme zu bekommen. Man bemühe sich aber, den aktuellen Fall so schnell wie möglich aufzuklären und alle offenen Fragen zu beantworten, heißt es. Anne Steffen hat eine offizielle Beschwerde eingereicht.

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