Ausstellung: Kunst mit vielen Gesichtern

Museum Villa Erckens zeigt Shona-Art aus Simbabwe.

Ausstellung: Kunst mit vielen Gesichtern
Foto: nn

Grevenbroich. „Der Stein ist wie eine Banane“, sagt ein afrikanischer Bildhauer. „Man muss sie nur schälen, die Form ist bereits vorhanden.“ Die Form, das können Menschengestalten sein, aber auch Tiere, mythische Gestalten und abstrakte Strukturen. All dies zeigt die Ausstellung „Shona-Art“, die am Freitag im Museum auf der Stadtparkinsel eröffnet wird.

Zu sehen sind 60 Arbeiten von 20 Künstlern aus dem südafrikanischen Simbabwe, wo sich in den vergangenen Jahrzehnten eine rege Bildhauerszene entwickelt hat. Angefangen hat es Ende der 60er Jahre, inzwischen erarbeitet sich bereits die vierte Generation ihren Platz in Galerien und Museen auf der ganzen Welt. Initiator der Ausstellung ist der Galerist und Kunstförderer Bastian Müller aus Witten, der die Szene seit fast 15 Jahren beobachtet.

Seit der Kindheit vom südlichen Afrika fasziniert, lernte er das Land 1998 als Rucksacktourist kennen und kehrte im Jahr 2000 zu einem Auslandssemester zurück. Gemeinsam mit seiner Freundin, einer Kunststudentin, ließ er sich von der aufstrebenden Künstlerszene faszinieren. Wenig später organisierte er eine erste Ausstellung in Europa, seit 2004 lädt er regelmäßig Künstler aus Simbabwe nach Deutschland ein.

In Grevenbroich zeigte Müller 2012 eine erste Ausstellung mit Shona-Art. Der Verkauf der Arbeiten hat dazu beigetragen, eine Sekundarschule in Simbabwe zu renovieren — auch dies ist Teil von Müllers Engagement in dem noch immer krisengeschüttelten Land. Zehn Prozent aus den Verkaufserlösen der 60 Skulpturen aus der am Freitag beginnenden Ausstellung gehen an den Verein Fundo, der eine Sekundarschule in Simbabwe aufbaut.

Shona-Art, benannt nach einer südafrikanischen Volksgruppe, hat viele Gesichter. Eine erste Tradition gab es bereits zwischen dem 11. und dem 15. Jahrhundert, die heutigen Künstler verschmelzen traditionelle Motive und internationale Einflüsse. Gemeinsam ist ihnen der Werkstoff: Serpentinstein, der unter krustig-brauner Oberfläche marmorartige Maserungen versteckt. Die Bildhauer legen dieses Innenleben frei, polieren mit Schleifpapier die fein geäderte Oberfläche heraus.

„All dies geschieht ganz ohne Hightech-Geräte“, sagt Bastian Müller. Nicht zuletzt dies dürfte den Arbeiten ihren unverwechselbaren Charakter verleihen. „Durch die Handarbeit wird jede Form lebendiger“, ist Müller überzeugt.

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