Auf der Suche nach dem Apfel der Kindheit

Villa Erckens: Beim dritten Apfeltag werden Sorten wie die Zuccalmaglio-Renette präsentiert.

Grevenbroich. Rot und glänzend, so und nicht anders muss ein Weihnachtsapfel sein. Kindheitserinnerungen hängen an der Sternrenette. Die Sternrenette ist eine von 95 Apfelsorten, die am Sonntag beim Apfeltag im Museum gezeigt wurden. Im dritten Jahr der Veranstaltung verzeichnen die Organisatoren ein weiter steigendes Besucherinteresse. Proppevoll der Salon, wo die Gäste den Vorträgen der Initiatoren Thomas Krauss und Wolfgang Rieve lauschen. Danach stehen die beiden passionierten Apfelkenner für Tipps und Fragen bereit.

Rieve ist es auch, der das Anschauungsmaterial für die Ausstellung zusammengetragen hat: große und kleine Äpfel, rot, grün und gelb, aus Rheinland-Pfalz, der Eifel, dem Raum Bedburg und Mönchengladbach.

Die Nachfrage ist enorm. Viele Besucher interessieren sich für die alten Apfelsorten, weil sie von Allergikern besser vertragen werden. Andere suchen den Apfel ihrer Kindheit - eine der vielen alten Sorten, die im Sortiment der Supermärkte fehlen. Dazu gehören auch die Züchtungen, die Grevenbroich einen Ehrenplatz auf der Landkarte der Apfelkenner eingebracht haben. Zum Beispiel die Züchtungen von Pater Henzen aus Elsen und Vikar Schumacher aus Ramrath. Gleich eine Handvoll Obstsorten züchtete der Ingenieur Diedrich Uhlhorn junior (1843-1915), darunter der saftige, rötlich gefärbte Berlepsch und die gelb/grüne Zuccalmaglio-Renette, die Uhlhorn nach seinem Schwiegervater Vinzenz von Zuccalmaglio benannte.

Beide Sorten konnten die Besucher gestern im Museum probieren oder mitnehmen und lagern. Die Zuccalmaglio-Renette hat beispielsweise in dieser Jahreszeit ihr würziges Aroma noch gar nicht voll entfaltet. So richtig lecker schmeckt sie erst im Dezember, hält sich dann noch bis in den Februar.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, dem empfehlen die Apfelkenner, eigene Bäume zu pflanzen. Auf Plantagen werden die alten Sorten nur selten angebaut, bedauert Wolfgang Rieve: "Weil sie den EU-Normen nicht entsprechen und weil viele Verbraucher die Geschmacksvielfalt gar nicht mehr kennen. So gesehen zeigt der Apfeltag, welchen Reichtum an Apfelsorten wir noch besitzen."

Auf seiner eigenen Streuobstwiese in Bad Münstereifel baut Rieve an die 140 Apfelsorten an, pflegt. Eines brauchen die Bäume nicht: Pflanzenschutzmittel. Auch dies wollen die Initiatoren des Apfeltages zeigen, erklärt der Obstkenner: "dass man ohne Spritzen hervorragende Tafeläpfel anbauen kann."

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