Konzepte gegen den Verfall

Die Stadt Dormagen prüft die Nutzungsmöglichkeitdes Baudenkmals Zonser Rheinturm.

Dormagen. Zollstätte, Nonnenstift, Heimatmuseum, Vereinsheim — im Laufe seiner über 600-jährigen Geschichte hat der Zonser Rheinturm zahlreiche Nutzungen gesehen. In den vergangenen fünf Jahren aber war das imposante quadratische Bauwerk zusehends dem Verfall preisgegeben.

Der Eigentümer, die katholische Kirchengemeinde Sankt Martinus, hat Strom und Wasser abgestellt, um Kosten zu sparen und würde das Denkmal gerne an die Stadt Dormagen übergeben. Die hat nun auf Anfrage der CDU-Fraktion den 27 Meter hohen Turm untersuchen und den Sanierungsaufwand beziffern lassen. Fazit: Durch Undichtigkeiten in der Dachhaut und eine fehlende Mauerkronenabdeckung sind Feuchtigkeitsflecken im Mauerwerk und Abplatzungen an den Natursteinbrüstungen entstanden.

54.500 Euro müsste die Stadt in die Hand nehmen, um diese Schäden zu beheben. Hinzu kämen noch einmal 8500 Euro für die Beseitigung von Schimmel in den Toilettenanlagen und 3000 Euro für den Wiederanschluss an die vorhandene Heizung. Der Turm wird über das angrenzende Wohnhaus mit Strom, Wasser und Wärme versorgt. Ein Problem, das sich über den Einbau von Zwischenzählern leicht lösen ließe.

Ein zukünftiges Nutzungskonzept für den Rheinturm gibt es bis jetzt nicht. Stadt und Kirche sind seit fünf Jahren im Gespräch und prüfen derzeit, ob die öffentliche Hand das Gebäude in Form eines Erbbaurechtsvertrages übernehmen kann. Den mächtigen sechsstöckigen Turm für Touristen zu öffnen, scheint derzeit nicht denkbar, denn, so die Einschätzung der Verwaltung, „eine Nutzung wird aufgrund fehlender Fluchtwege nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich werden, beziehungsweise mit entsprechenden baulichen Investitionen verbunden sein“.

Hermann Kienle, Vorsitzender des Denkmalschutzvereins Stadt Zons, weiß um das Problem des Fluchtwegs, kennt aber Beispiele aus anderen Kommunen, die dafür eine Lösung gefunden haben: „In Monheim wird im Schelmenturm Theater gespielt. Die Frage ist, ob sich beim Rheinturm die Bauaufsicht nicht ein wenig bewegen kann.“ Der Turm als frühere Zollstätte spiele eine zentrale Rolle in der Zonser Geschichte, so Kienle. „Es ist deshalb ganz wichtig, dass man bald zu einer Einigung kommt.“

Karl Kress, ehemaliger CDU-Landtagsabgeordneter und im Vorstand der Kultur- und Heimatfreunde Zons aktiv, hat für die Problematik der schmalen Wendeltreppe bereits eine Lösung parat: „Man könnte eine Ampelanlage installieren: Einer geht hoch, einer geht runter.“ Als einziger Nutzer belegt der Verein zwei Räume im Turm und lagert dort unter anderem seine Utensilien für die „Lebende Krippe“.

Auf Kreisebene wird derzeit ein Nutzungskonzept für alle öffentlichen und kirchlichen Gebäude in Zons diskutiert. Auch der Rheinturm, so Kress‘ Vorstellung, könnte nach einer Sanierung in dieses Konzept eingebunden werden. Die Verwaltung rechnet mit einem „Erhaltungsaufwand von 22.500 Euro pro Jahr, der jedoch schwanken kann“.

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