Justiz rollt Schwarzarbeit in Schlachthöfen auf

Mit seinem Heer von rund 1000 vorwiegend rumänischen Leiharbeitern machte Unternehmer Axel H. den Stammbelegschaften in deutschen Schlachthöfen das Leben schwer. Nun stehen der 47-Jährige und sieben mutmaßliche Komplizen vor Gericht.

Düsseldorf. Schlachten, Zerlegen, Entbeinen: Die Arbeit ist blutig, aber die vorwiegend rumänischen Leiharbeiter waren willig und vor allem extrem billig. Unternehmer Axel H. organisierte von Dormagen aus sein Heer von 1000 osteuropäischen Arbeitern. Das Nachsehen hatten die Stammbelegschaften in deutschen Schlachthöfen.

Nach jahrelangen Ermittlungen war sich die Staatsanwaltschaft sicher: Sein Geflecht aus 50 Firmen diente vor allem zur systematischen Tarnung von Schwarzarbeit in großen Stil. Den Schaden für den Fiskus und die Sozialversicherungen beziffern die Ankläger auf fast 14 Millionen Euro.

Von diesem Dienstag an stehen der Unternehmer und sieben mutmaßliche Komplizen in Düsseldorf vor Gericht. Axel H. wird Steuerhinterziehung und das Vorenthalten von Sozialversicherungsbeiträgen vorgeworfen.

Rund 500 Polizisten und Steuerfahnder waren im Mai 2006 zu einer bundesweiten Großrazzia ausgerückt. 14 Schlachthöfe, eine Firmenzentrale eines Schlachthofbetreibers sowie 21 weitere Firmen und 12 Privatwohnungen wurden durchsucht. Die Ermittler mussten anschließend eine Lagerhalle anmieten, um die beschlagnahmten 2000 Aktenordner unterzubringen.

Zehn Ermittler werteten dann die Flut von Akten aus und stießen auf ein Geflecht von Subunternehmen und Subsubunternehmen, die das Heer von 1000 Arbeitern aus Osteuropa steuerten. Mit den Kettenaufträgen an Subunternehmen sollen nicht nur die Sozialversicherungsbeiträge für die Beschäftigten hinterzogen, sondern auch ein Umsatzsteuerbetrug organisiert worden sein.

Offiziell firmierten die Rumänen laut Anklage als Selbstständige, stellten zum Schein sogar Rechnungen aus. Tatsächlich wurden sie als Leiharbeiter herumgeschoben, bezahlt wurde in bar. Der Hauptangeklagte hatte hauptsächlich für den drittgrößten deutschen Fleischvermarkter, die Firma Westfleisch (Münster), gearbeitet.

Die deutsche Fleischbranche war schon mehrfach wegen illegalen Lohndumpings in Verruf geraten. So erhielt ein Arbeitsvermittler aus dem westfälischen Versmold im Jahr 2004 eine Strafe von drei Jahren und drei Monaten Haft wegen illegaler Beschäftigung hunderter Rumänen in Schlachthöfen. Die Chefs eines Schlachthofes erhielten ebenfalls Freiheitsstrafen sowie Geldstrafen im sechsstelligen Bereich. Zudem ordnete ein Landgericht die Abschöpfung von insgesamt 8,5 Millionen Euro an.

Nach Erfahrungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg senken Schlachthöfe ihre Kosten mit illegalen osteuropäischen Arbeitern um rund 50 Prozent. Ermittler stießen auf Stundenlöhne von 1,50 Euro bei extrem harten Arbeitsbedingungen.

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