Ambulanz für Kinderschutz: Zahl der Fälle ist leicht gestiegen

Im Jahr 2011 gab es 621 Beratungsanfragen, 2012 waren es 659.

Ambulanz für Kinderschutz: Zahl der Fälle ist leicht gestiegen
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Rhein-Kreis Neuss. 659 Anfragen haben die Mitarbeiterinnen der Ambulanz für Kinderschutz (AKS) mit Sitz am Lukaskrankenhaus an der Preußenstraße im Jahr 2012 bearbeitet. Am Donnerstag stellten sie ihren Jahresbericht vor. Es geht um den Verdacht auf sexuellen Missbrauch, körperliche Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es eine Zunahme von 38 Anfragen.

„Deswegen hat aber nicht zwingend die Zahl der Missbräuche zugenommen“, sagt Nadja Schmidt von der Ambulanz. Das Thema sei stärker in die Öffentlichkeit gerückt, unter anderem durch bekanntgewordene Missbrauchsfälle.

Wie in den vergangenen Jahren nimmt der sexuelle Missbrauch (553 Fälle im Jahr 2012) den größten Teil der Themen ein, gestiegen ist die Zahl der Kriseninterventionen um 45 Prozent. In diesen Fällen bieten die Mitarbeiterinnen ein Gespräch innerhalb von 48 Stunden. In der Regel dauere es zwei bis drei Wochen, bis ein Termin zustande kommt, sagt AKS-Leiterin Viola Meurer-Blasius.

Zugenommen hat in der Neusser Einrichtung auch der Beratungsbedarf zum Thema „sexuell übergriffiges Verhalten“, wenn also die Privats- oder Intimsphäre eines Menschen verletzt wird. Gab es 2011 noch 63 Beratungsanfragen, so stieg diese Zahl 2012 auf 134. Eine Erklärung könnte unter anderem das sogenannte „Sexting“ sein — die Tatsache, dass vor allem unter Jugendlichen immer mehr freizügige Fotos und Texte über soziale Netzwerke oder mobile Nachrichten-Apps verbreitet werden und somit Cybermobbing entstehen kann, vermuten die Mitarbeiterinnen.

Unter anderem zu diesem Thema bietet das AKS Fortbildungen für Erzieher, Lehrer und Kindergärtner an, oder die Mitarbeiter gehen zu Elternabenden. Auch die Netzwerkarbeit mit Polizei, Schulen, Sportvereinen oder Jugendeinrichtungen wird groß geschrieben. Speziell für das Internet hat sich das Netzwerk „Sinus“ gegründet, das Informationen und Aufklärung über mögliche Gefahren für Eltern, Lehrer und die Kinder selbst bietet.

Besonders bei Menschen, die im Umfeld von Kindern arbeiten, sei es wichtig, dass sie „Antennen“ entwickeln: Dafür, ob ein Kind Hilfe braucht, andererseits, ob ein Täter in der Nähe ist. Noch müssten Kinder bis zu sieben Erwachsene ansprechen, bis sie ernst genommen würden. Das zu ändern, ist ein Hauptziel der Einrichtung. „Es ist wichtig, dass die Menschen hingucken und handeln.“

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