Prozess um brutalen Dreifachmord von Hille gestartet

Bielefeld (dpa/lnw) - Wegen dreifachen Mordes aus Habgier stehen seit Montag zwei Männer aus dem ostwestfälischen Hille vor dem Landgericht Bielefeld. Dem ehemaligen Fremdenlegionär Jörg W. und dem Zeitsoldaten Kevin R. wirft die Staatsanwaltschaft vor, im August 2017 gemeinsam einen 72 Jahre alten Nachbarn und einen 64-jährigen Hilfsarbeiter getötet zu haben.

Prozess um brutalen Dreifachmord von Hille gestartet
Foto: dpa

Im Frühjahr 2018 sollen die beiden Angeklagten dann einen 30 Jahre alten Geschäftspartner von Jörg W. aus dem niedersächsischen Stadthagen erschlagen haben.

Die drei Leichen waren im März 2018 auf zwei Höfen in Hille gefunden worden. Der 51-jährige Jörg W. soll nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft der Initiator der Morde gewesen sein und seinen 24 Jahre alten Ziehsohn Kevin R. angestiftet haben, ihm zu helfen. Dabei sei es jeweils um Geld gegangen, sagte Staatsanwalt Christopher York vor dem Beginn der Verhandlung am Montag. Warum genau R. mitmachte, müsse der Prozess zeigen.

Am ersten Verhandlungstag verlas der Ermittler die Anklageschrift. Ob sich die beiden Beschuldigten zu den Vorwürfen im Verlauf des Prozesses äußern, war zunächst offen. Jörg W. hat sich nach Angaben des Richters in der Untersuchungshaft gegenüber einer Psychologin eingelassen. Kevin R. hatte bei Polizei umfangreich ausgesagt und eine direkte Tatbeteiligung abgestritten. Im Prozess wolle er zunächst schweigen, hatte sein Anwalt angekündigt.

Die beiden Deutschen, die gemeinsam in Hille einen Hof bewohnten, wollten sich laut Anklage an ihren Opfern bereichern. So soll die finanzielle Situation von Jörg W. zwischenzeitlich sehr angespannt gewesen sein. Daher habe er es auf die Rente des getöteten Nachbarn in Höhe von 1300 Euro abgesehen, schilderte Staatsanwalt York. Kevin R. sollte auf dem Hof des Opfers einziehen. Vom Konto des Hilfsarbeiters sollen die Beschuldigten ebenfalls mehrere hundert Euro an Sozialleistungen für sich selbst genutzt haben. Auch Bargeld sollen sie geplündert haben.

Im dritten Fall ging es demnach um 5000 Euro, die das spätere Opfer zurückverlangt hatte. Jörg W. hatte dem 30 Jahre alten Maurer laut Anklage in Aussicht gestellt, mit der Investition eine gemeinsame Baufirma aufzubauen. Als der mutmaßliche Betrug auffiel, soll W. beschlossen haben, seinen Geschäftspartner umzubringen. Kevin R. soll nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft ebenfalls an dem Mord beteiligt gewesen sein.

Der 30-Jährige war im März 2018 auf dem Grundstück neben dem Hof von Jörg W. gefunden worden, nachdem er von seiner Familie als vermisst gemeldet wurde. Auf dem Hof von Jörg W. fand die Polizei wenig später bei einer aufwendigen Suche die zwei weiteren Leichen.

In allen drei Fällen gingen die Angeklagten nach Angaben der Staatsanwaltschaft äußerst brutal vor. Den Nachbarn soll W. die Treppe heruntergestoßen haben, bevor beide ihn mit Ziegelsteinen traktiert und gewürgt haben sollen. Auch dem Hilfsarbeiter war der Schädel zertrümmert worden. Außerdem soll Jörg W. dem 64-Jährigen viermal mit einem Kampfmesser in den Rücken gestochen haben. Den 30-Jährigen sollen die Beschuldigten mit zwei Maurer-Fäustlingen erschlagen haben.

Es sind zunächst dreizehn Prozesstage angesetzt, das Verfahren geht am 20. September weiter.

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