Amazon-Supermärkte in NRW? Datenschützer winken ab

Ohne Kasse keine Schlange - Amazons neues US-Supermarkt-Konzept mit App und ohne Kassierer klingt erst mal verlockend. NRW ist von dieser schönen neuen Einkaufswelt aber noch ziemlich weit entfernt - und das nicht nur wegen Bedenken zum Datenschutz.

 Ein Mitarbeiter von Amazon zeigt in Seattle seine Amazon Go App im neu eröffneten Markt.

Ein Mitarbeiter von Amazon zeigt in Seattle seine Amazon Go App im neu eröffneten Markt.

Foto: Elaine Thompson

Düsseldorf/Seattle. Der Internethändler Amazon hat mit einem am Montag in Seattle eröffneten Supermarkt ohne Ladenkasse Schlagzeilen gemacht. In Nordrhein-Westfalen wären solche Projekte aber sehr kritisch zu sehen, weil dafür umfassende Daten der Kunden benötigt werden, sagen Datenschützer.

Im Amazon-Go-Shop in Seattle muss sich der Kunde beim Betreten mit einer App anmelden. Danach wird sein Verhalten im Laden von zahllosen Kameras und Sensoren registriert. So wird festgestellt, was er einpackt. Eine Kasse zum Bezahlen gibt es nicht. Die Ware wird über das Amazon-Konto in Rechnung gestellt, wenn der Verbraucher den Laden verlässt.

„Hier werden personenbezogene Daten erhoben“, sagte der Sprecher der Landesbeauftragten für Datenschutz NRW. Das sei in NRW wenn überhaupt nur mit Einwilligung des Kunden möglich. Für den Kunden müsse ganz klar sein, welche Daten von wem, zu welchem Zweck, wo und wie lange gespeichert würden. „Bei einer so vollumfassenden Datenverarbeitung dürfte das nicht so einfach sein“, meinte der Sprecher.

Der Sprecher der Verbraucherzentrale NRW, Georg Tryba, wies außerdem darauf hin, dass mit der Kasse für den Verbraucher auch ein wichtiger Kontrollschritt wegfalle. Dort könne der Kunde seine Einkäufe noch einmal überprüfen - etwa, falls ein Kind unbedacht oder ohne Erlaubnis der Eltern zugegriffen habe oder der Preis am Regal nicht richtig ausgewiesen sei.

Der Handelsverband NRW sieht das neue Supermarktmodell zwar als nachvollziehbaren Schritt der Digitalisierung. „Der deutsche Einzelhandel beobachtet das seit geraumer Zeit“, sagte Geschäftsführer Rainer Gallus. Auch hierzulande mache man sich Gedanken, wie Einkaufen technisch einfacher gestaltet werden könne. Bis das Modell aber rentabel und großflächig angeboten werden könne, sei es noch lang hin. „Es wird ein stückweit zu einem Innovationswettlauf kommen.“

In Deutschland ist Amazon bei seinen Lebensmittel-Aktivitäten noch nicht ganz soweit. Einen Lebensmittellieferdienst - Amazon Fresh - mit Online-Bestellung betreibt der Konzern bislang nur in den Metropolen Berlin, Hamburg und München.

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