Zwei Puccini-Stücke an einem Abend

Le Villi und Suor Angelica werden ab Sonntag zu sehen sein.

Mönchengladbach. Zu Puccinis Zeiten waren Operneinakter sehr modern. „Er hat sogar an einem entsprechenden Wettbewerb teilgenommen und mehrere geschrieben“, berichtet Andreas Wendholz, Operndirektor und Dramaturg für die Premiere am kommenden Sonntag im Theater in Rheydt.

Heute stellt sich die Frage, wie man solche Einakter ergänzt oder zusammenstellt, um dem Publikum eine abendfüllende Aufführung zu bieten.

Im Theater Mönchengladbach hat man sich dafür entschieden Le Villi, ein Erstlingswerk Giacomo Puccinis, zusammen mit Suor Angelica aus seiner Spätzeit gemeinsam auf die Bühne zu bringen. „Ich finde das sehr reizvoll“, sagt Generalmusikdirektor Mihkel Kütson, der Puccini zu seinen Lieblingskomponisten zählt. „Im ersten Stück offenbaren sich die typischen Klänge, raffiniert, wenn auch karg instrumentiert“, beschreibt er. In Suor Angelica klingt an, wie er sich von dem ihm eigenen Klangbild wieder entfernt.“

Als Regisseurin für das bisher einmalige Unterfangen, die beiden Stücke an einem Abend zu bringen, wurde Beverly Blankenship gewonnen. Le Villi ist die Geschichte einer Braut, die kurz vor der Hochzeit von ihrem Bräutigam verlassen wird, an gebrochenem Herzen stirbt und ihn als Geist zu einem Tanz verführt, der ihn das Leben kostet.

Suor Angelica handelt von einer adeligen Frau, die nach der Geburt ihres unehelichen Kindes von ihrer Familie in ein Kloster abgeschoben wird. Von einer Tante, die von ihr eine Unterschrift in einer Erbangelegenheit braucht, erfährt sie, dass ihr Kind tot ist und nimmt sich das Leben.

Blankenship hat diese Geschichte in ein irisches Magdalenenheim verlegt, in dem Eltern bis in dieses Jahrtausend hinein ihre Kinder ohne Angabe von Gründen abgeben konnten.

Der Gedanke, den untreuen Bräutigam zu Tode tanzen zu lassen, erscheint als Phantasie der Frau, die abgeschoben wurde. „Diese Interpretation wird zwar nicht ausdrücklich gewünscht“, sagt Kütson, „aber sie widerspricht dem Text auch nicht.“ Als Komponist, der Seelenregungen punktgenau analysiert und darstellt, wäre die Kälte greifbar, mit der die Tante Angelica gegenübertritt. „Das gilt auch für die bedrückende Situation in dem Heim“, sagt Kütson. boe

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