Zwei Gladbacher erzählen Geschichte

Erinnerungen: Richard Schultz (78) und Danylo Cherkashenko (30) reisen für einen Film nach Polen und in die Ukraine.

<strong>Mönchengladbach. Der Gladbacher Richard Schultz ist ein schmaler alter Mann. Wenn er aufsteht, zieht er die graue Stoffhose weit nach oben, damit sie nicht so schnell wieder tief auf den Hüften liegt. Die wenigen Haare am Hinterkopf sind schlohweiß. Auf der Nase sitzt eine große Brille, deren Rand golden schimmert. Danylo Cherkashenko auf dem Stuhl neben ihm dagegen ist ein junger Student, sichtbar voller Energie. Das blaue T-Shirt trägt er lässig über der Jeans. Sein pechschwarzes Haar reicht bis in den Nacken.

Auf den ersten Blick scheinen Welten zwischen diesen beiden Menschen zu liegen, das berühmte "generation gap", die Kluft zwischen den Generationen, die ein Verstehen oft schwer macht. Doch genau das, das Verstehen im eigentlichen Sinn, hat ihre Leben vor neun Jahren eng miteinander verbunden.

Als Danylo Cherkashenko und seine Familie aus der Ukraine an den Niederrhein kamen, kannten sie niemanden, sprachen kaum ein Wort Deutsch. Eines Tages kam ein Mann in ihre Notunterkunft und redet mit ihnen auf Russich mit "besonderem ukrainischen Akzent", wie der junge Mann erzählt - der Fremde ist Richard Schultz.

In den folgenden zweieinhalb Jahren muss Schultz viel leiden. Er wird mit Gewehren grün und blau geschlagen, arbeitet in Bergwerken und Steinbrüchen und bekommt oft nur dünne Suppe und ein wenig Brot zu essen - "es war halt Krieg".

Doch er hat auch viel Mitgefühl und Kameradschaft in der Fremde erlebt, erzählt Richard Schultz, "Und das von Menschen, für die wir ja sozusagen Feinde waren."

Und nun kehrt er noch einmal zurück an diese Orte, fährt wochenlang durch Polen und die Ukraine. Begleitet wird er von seinem jungen Freund, der in Dortmund "Kamera" studiert und als Diplomarbeit einen Dokumentarfilm über die Erinnerungen von Richard Schultz dreht. Dieser will mit Jugendlichen in der Ukraine sprechen und sie vor politischen "Rattenfängern" aller Art warnen. Denn ihn selbst habe man um die Jugend betrogen - "es war halt Krieg".

Die SPD, der Schultz eng verbunden ist, sucht nach Spendern für die Doku-Reise. Nähere Informationen unter: Telefon Rheydt: 92 490 13.

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