Zirkus: Waghalsige Show aus der Tiefe

Flic Flac: Der Zirkus begeistert mit seiner neuen akrobatischen, "Underground" genannten Show.

Mönchengladbach. Das sind keine Zirkus-Prinzessinnen, die im Zirkus Flic Flac auftreten. Wer verkrampft lächelnde Wesen in rosa Glitzer-Trikots erwartet, wird enttäuscht. Gestalten des Untergrundes sind es, die dort zu martialischen Ramstein-Rhythmen scheinbar das Zelt anzünden.

Schmutzig sind sie, düster, in zerrissenen Jeans, High-Heels oder Leder. Regisseur Benno Kastein hat eine Geschichte ersonnen um Feuer und Wasser, die mit Paulinchen und den Schwefelhölzchen beginnt und nach vielen Kämpfen in einer Wasserschlacht aller Artisten endet, die Manege wird in einen 25 000 Liter-Pool verwandelt.

Choreograph Bruno Darmagnac hat den 40 Artisten aus zwölf Ländern beigebracht, ernst und cool zu schauen und sich lasziv und lässig zu bewegen. In diesem Rahmen wird gewürdigt, dass die Kunststücke dieser Artisten schwierig und waghalsig sind, ihre Nummern werden in unvergessliche Bilder gegossen.

Da ist Dave Blundell auf seinem BMX-Rad mit Kunststückchen, die alles, was man jemals auf der Domplatte in Köln gesehen hat, augenblicklich vergessen lässt. Da ist Mario Sandoval Navarro, der sein Motorrad in 14 Metern Höhe über ein Drahtseil fahren lässt.

Doch seine Partnerin Bernadette Stock ist in Straps und Lederrock nicht einfach nur Staffage, sondern zeigt Trapezkunststücke, die auch an einer Schaukel schon verblüffend wären. Schlangenmenschen, Seil- und Reckakrobaten. Eine Diabolojonglage, bei der Xelo im Dunkeln die glimmenden Hanteln bis unter das Dach des Zeltes jagt und wieder auffängt.

Im "Globe of Speed" rasen sieben kolumbianische Motorradfahrer in einer Kugel aus Stahlgeflecht umeinander. Sie brauchen die übliche Schutzkleider nur wenig verändern und erscheinen wie Ritter der Finsternis, wobei ihre Maschinen dank besonderer Filter nicht lärmen und fast nicht stinken.

Da sind die drei Argentinier Los Diabolos del Fuego, die trommeln, steppen und Bola-Kugeln schleudern. Da gibt es Tito Vanegas und Nilton Martinez Gama im Todesrad, zwei miteinander verbundenen Laufrädern, hoch unter der Kuppel, auf denen sie sich scheinbar schwerelos ständig am Abgrund bewegen.

"Unglaublich" ist nur eine der Vokabeln, die immer wieder zu hören sind. Vom ersten Augenblick an ist das Publikum fasziniert, und nach dem Schlussbild stehen alle sofort auf und spenden frenetisch Beifall, um die Artisten angemessen zu würdigen.

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