„Wohnhof am Gladbach“: Eine Initialzündung für die Altstadt

„Wohnhof am Gladbach“ soll dazu beitragen, dass sich die Altstadt in die richtige Richtung entwickelt.

Mönchengladbach. Ein bisschen fühlt man sich wie in einer Filmkulisse. Der Maler, der die Fassade eines benachbarten Hauses aufhübscht, wirkt fast wie bestellt. Dann klettern die Protagonisten des Richtfests für den „Wohnhof am Gladbach“ auch noch in den zweiten Stock des Baugerüsts hinauf und halten ihre Grußworte aus erhabener Höhe. Und doch ist es mitnichten Filmgeschichte, die hier geschrieben wird. Möglicherweise aber Stadtgeschichte, zumindest, was den Bereich der unteren Waldhausener Straße und somit die westlichsten Ausläufer der Altstadt angeht. Denn das Areal kann, soll, muss schöner werden.

Und genau dafür soll das Neubauprojekt als Initialzündung dienen: Die Eigentümer angrenzender Häuser sollen durch das schöne neue Wohnquartier dazu animiert werden, auch an ihren Bauten etwas zu tun. „Es ist spannend, wenn man sich in solche Strukturen hinein traut“, sagt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. Was er mit „solche“ Strukturen meint, liegt auf der Hand: die Brachfläche direkt gegenüber. Oder auch die „sexy Videokabinen“ ein paar Häuser weiter. Die Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft (GWSG) war es, die den Neubau des Wohnquartiers mit 13 Wohnungen, drei Stadthäusern im Innenhof und einer städtischen LENA-Gruppe für die U3-Betreuung gewagt hat. „Wir haben uns als GWSG schon häufiger an Unübliches herangewagt“, sagt Aufsichtsratsvorsitzende Anna Bögner. „Und hier setzen wir, bei einem Sorgenkind der städtebaulichen Entwicklung, mit unserem Leuchtturmprojekt ganz bewusst ein Zeichen.“

2,4 Millionen Euro kostet das alles, die Summe ist teils frei finanziert und kommt teils aus öffentlichen Fördertöpfen. 600 000 Euro etwa kommen über Landesdarlehen der NRW-Bank, 800 000 über Bundesdarlehen der KfW-Bank. Das Mönchengladbacher Architekturbüro Brings plant und baut seit dem Frühjahr, nachdem die alte Bebauung abgerissen worden war. Im Frühsommer 2015 sollen die neuen Wohneinheiten bezugsfertig sein. „Wieder ein Stück Altstadt, das sich in die richtige Richtung entwickelt“, sagt Planungs- und Baudezernent Andreas Wurff. „Wenn wir Familien zurück in die Innenstadt holen wollen, ist das genau der richtige Ansatz.“

Und in der Tat hat sich im Quartier schon einiges an Positivem getan. So wurde etwa die alte Van-Laack-Villa an der August-Pieper-Straße zu einem hochwertigen Wohnkomplex umgebaut. Und zweifelsohne wird das Neubauprojekt an der Adresse Waldhausener Straße 141-149 dazu beitragen, die Wohn- und Aufenthaltsqualität noch weiter zu erhöhen. Zur Vorderseite hin nimmt der Komplex die kleinteilige Höhen- und Breitenausdehnung der Nachbargebäude auf. Die einheitliche Fassadengestaltung soll eine eigenständige Architektur widerspiegeln. Der helle, großzügige und über zwei Etagen offene Durchgang zu den Stadthäusern im Innenhof bildet zugleich eine tagsüber für Passanten nutzbare Verbindung zur Karmannstraße. Dorthin wurden dafür extra Gebäudeteile abgerissen. „Wir wollen heute nicht zuletzt den Nachbarn, für die es hier jetzt lange laut und schmutzig gewesen ist, einmal danke sagen“, sagt GWSG-Geschäftsführer Armin Maaßen.

Innerhalb der Grundstücksflächen wird das namensgebende Thema „Wohnen am Gladbach“ vor dem Hintergrund des ehemaligen Flussverlaufs aufgegriffen. So könnte beispielsweise symbolisch eine „Brücke“ über den Gladbach geschlagen werden, heißt es seitens der GWSG. Die Mietflächen (insgesamt 1018 Quadratmeter) der sieben öffentlich geförderten Wohnungen liegen zwischen 40 und 85, die der neun frei finanzierten sowie der Stadthäuser zwischen 36 und 108 Quadratmetern. Die Tagespflegestelle für Kinder im Erdgeschoss wird die Stadt betreiben.

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