Wickrath: Polizei geht von Sexualmord aus

Der 68-Jährige soll seine Partnerin laut Staatsanwaltschaft „aus Befriedigung seines Sexualtriebes“ ermordet haben. Die 55-Jährige erlag inneren Verletzungen.

Wickrath: Polizei geht von Sexualmord aus
Foto: Ilgner

Was in der Mordnacht von Sonntag auf Montag in dem Einfamilienhaus in Wickrath geschah, möchte und kann sich wohl niemand vorstellen. Eine lebenslustige und sympathische Frau (55) wurde auf bestialische Art umgebracht. Der Mann, in den sie verliebt war und der als bescheiden und rechtschaffen galt, tötete sie auf eine Weise, die so unbeschreiblich ist, dass Mordermittler Ingo Thiel gestern bei der Schilderung des Tathergangs auf Einzelheiten verzichtete — auch aus Rücksicht auf die Angehörigen.

Schon der Vorwurf des Staatsanwalts gegen den Mann (68), der 50 Jahre lang für eine Maschinenbaufirma arbeitete und sich im Brauchtum engagierte, ist für viele unfassbar: „Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebs und sexueller Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person mit Todesfolge.“ Ingo Thiel, Leiter der Mordkommission: „Das hört sich jetzt komisch an, aber das Paar hat vorher einer harmonischen Beziehung gelebt, Wir können auch nicht erklären, was einen Rentner zu einer solchen Tat getrieben hat.“

Auch am Sonntagabend hatte das Paar, das im Sommer zusammenfand, noch gemeinsam im Lokal „Markt 18“ in Wickrath zusammen mit anderen gefeiert, Die Frau habe viel Alkohol getrunken, gegen 22.30 Uhr seien sie und der 68-Jährige mit einem Taxi nach Hause gefahren. Dort soll der Rentner die Wehrlosigkeit der 55-Jährigen genutzt haben, um Sexualpraktiken an ihr auszuüben, „die keine Frau zulassen würde“, berichtete Thiel. Und: „Da ist wohl was aus dem Ruder gelaufen.“ Die Frau sei an innerer Verblutung gestorben. Anschließend habe der 68-Jährige sie gewaschen, angezogen, ins Nebenzimmer getragen und dort auf ein Bett gelegt. Gegen 7 Uhr rief der Rentner einen Rettungswagen, erklärte, er habe seine Lebensgefährtin leblos vorgefunden.

Doch die eingesetzte Notärztin wurde skeptisch und alarmierte die Polizei. Die fand schnell heraus, dass die Frau nach dem Tod ins Gästezimmer gelegt wurde. Im Schlafzimmer stießen die Beamten dann auf „immense Blutanhaftungen“, wie Thiel berichtet. Äußerlich habe die Frau aber keine stark blutenden Wunden gehabt. Eine Untersuchung in der Uniklinik Düsseldorf und eine spätere Obduktion hätten denn die Gewissheit gebracht: Es war ein Sexualmord.

Der 68-Jährige räumte die Tat bei der Polizei ein. „Er wurde bis spät in die Nacht vernommen und hat sämtliche Fragen beantwortet“, sagt Thiel. Trotzdem bleiben noch Fragen offen. Wie kommt der Mann dazu, plötzlich solche sexuellen Phantasien ausleben zu wollen? Gab es einen Auslöser? Gab es vorher schon Versuche, die aber nie bekannt wurden? Der Rentner war — genauso wie das Opfer — vorher polizeilich noch nie aufgefallen, „Wir haben noch nicht einmal eine Knolle gefunden“, so Thiel. Das Paar, das sich im Juni auf der Kirmes in Wickrath verliebte, soll glücklich miteinander gewesen sein. Die 55-Jährige zog bald darauf zu dem Rentner und zweifachen Witwer ins Haus. „Er war nach der Kirmes noch beruflich in Kanada, ab August lebte das Paar zusammen“, berichtet Thiel. Die Polizei sucht nun noch Zeugen, die den 68-Jährigen und seine Lebenspartnerin am Sonntag in der Gaststätte gesehen haben und denen etwas an dem Paar aufgefallen ist. Außerdem wollen die Ermittler noch herausfinden, ob der Rentner vor der Verbindung mit der 55-Jährigen und nach dem Tod seiner zweiten Frau im Jahr 2015 noch andere Beziehungen hatte, die möglicherweise Hinweise auf abgründige sexuelle Phantasien geben können.

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