Wenn der Papa zu Hause bleibt

Noch immer gehen wesentlich mehr Frauen in Mönchengladbach in Elternzeit als Männer.

Mönchengladbach. Der Mann arbeitet, die Frau bleibt zu Hause und hütet die Kinder — diese Rollenverteilung erscheint heutzutage antiquiert. Dennoch kommt sie im Alltag noch wesentlich häufiger vor als die umgekehrte Variante. In Mönchengladbach waren von den 2.225 Elterngeld-Empfängern im vergangenen Jahr 1.959 Frauen — also der allergrößte Teil. Männer, die in Elternzeit gehen, gehören immer noch zur Ausnahme.

So wie Robert Lierz. Der dreifache Vater gehörte zu den gerade mal 266 Männern, die 2010 Elternzeit genommen haben. „Eine tolle und einmalige Erfahrung“, sagt er heute. Der 40-jährige Sozialpädagoge wollte beim dritten Kind auch endlich mal die Entwicklung Tag für Tag miterleben. „Organisatorisch war es gerade zu Beginn nicht einfach, Haushalt und Erziehung unter einen Hut zu bekommen. Aber irgendwann hatte man den Dreh raus“, erinnert er sich an die elfmonatige Zeit.

Die Reaktion von Freunden und Kollegen war unterschiedlich. „Einige fragten mich erschrocken, ob ich meinen Job verloren hätte, als sie hörten, dass ich Elternzeit nehme, “, sagt der Gladbacher lachend. Andere waren begeistert und sahen dies auch als Gelegenheit, um einmal eine Auszeit zu nehmen. „Aber mit Freizeit oder Urlaub hatte das Ganze natürlich nichts zu tun“, stellt der Familienvater fest.

Seit Mitte 2010 ist Robert Lierz wieder in seinen Job im Krefelder Jugendzentrum „Casablanca“ tätig. „Die Kollegen und der intellektuelle Austausch haben mir schon gefehlt, aber dafür bekommt man eine ganz andere Perspektive auf das eigene Familienleben und die Leistung der Frau.“

Er würde jederzeit wieder Elternzeit nehmen und kann es jedem Vater nur empfehlen. Für die Hemmschwelle bei Männern sieht Lierz mehrere Ursachen. Finanzielle Gründe, wenn der Mann mehr verdient oder Klischee-Denken der Gesellschaft. „Einige Männer können auch nicht gut mit Säuglingen umgehen oder haben Angst, etwas falsch zu machen.“ Bei Familie Lierz hat sich das Elterngeld erst nach einem Steuerklassenwechsel gerechnet.

Die großen Verdienstunterschiede von Mann und Frau sieht auch Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Brouns als einer der Hauptgründe. Doch sie beobachtet auch, dass bei der Stadtverwaltung mit dem neuen Elterngeldgesetz seit Januar, das eine Mindestbezugszeit von zwei Monaten ermöglicht, der Anteil der Männer leicht ansteige. „Arbeitgeber sollten Signale setzen, dass Elternzeit nicht karrierehemmend sondern -fördernd ist“, meint Brouns

Genau dieses Signal hat Robert Lierz von seinem Arbeitgeber bekommen, als er Elternzeit nahm. „Das wurde als selbstverständlich betrachtet und gar nicht hinterfragt.“ Genauso selbstverständlich ist es heute für Erik (2) und seine Schwester Paula (5) , dass beide, Papa und Mama, viel Zeit mit ihnen verbringen.

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