Weniger Chemo bei Brustkrebs

Mit neuen Therapien sollen Heilungschancen erhöht und Nebenwirkungen gesenkt werden.

Mönchengladbach. Bislang hatten die deutschen Spezialisten in Sachen Brustkrebs international nicht viel zu melden. Die Hochburgen der medizinischen Forschung lagen und liegen immer noch in den USA. So findet der alljährliche Weltkongress, das Breast Cancer Symposium, in San Antonio Texas statt.

9000 Teilnehmer strömten Mitte Dezember zusammen. Die interessantesten Forschungsergebnisse wurden in Vorträgen vorgestellt. Einer von ihnen war Dr. Oleg Gluz. Der 30-Jährige arbeitet als Gynäkologe und Senologe am evangelischen Bethesda-Krankenhaus in Mönchengladbach.

Dort ist er auch Wissenschaftlicher Koordinator der Westdeutschen Studiengruppe (WSG), in der Gynäkologen und Onkologen zusammen forschen.

Der Schwerpunkt der WSG liegt auf der Planung von Therapiekonzepten, die individuell auf die jeweilige Patientin und ihren Brustkrebs zugeschnitten werden. Damit will man die Heilungschancen, die inzwischen bei 70 bis 80 Prozent liegen, weiter erhöhen. Gleichzeitig soll der Einsatz von Chemotherapien mit ihren starken Nebenwirkungen reduziert werden.

Dabei kommt es darauf an, die Gefahr einer Wiedererkrankung realistisch einzuschätzen. Das geschah bislang beispielsweise anhand der Größe des Tumors, der Zahl der befallenen Lymphknoten, der Hormonempfindlichkeit des Tumors und des Alters der Patientin. Die Westdeutsche Studiengruppe untersuchte den genetischen Fingerabdruck der Tumore, aus denen sich ihre Aggressivität ablesen lässt.

So konnte in den vergangenen drei Jahren in Deutschland bereits 1100 Patientinnen, die an den Studien teilnahmen, eine vorbeugende Chemotherapie erspart werden.

Diese Ergebnisse erregten weltweites Interesse. Die nächste Studie, die im Februar beginnt, geht einen Schritt weiter und will die Zahl der Chemotherapien gar halbieren. Dafür wird den Patientinnen mit hormonempfindlichem Tumor vor der Operation drei Wochen lang eine Antihormontherapie verabreicht. Anhand der Reaktion, die der Tumor darauf zeigt, kann unter Einbeziehung der bisher untersuchten Prognosefaktoren entschieden werden, auf eine Chemotherapie zu verzichten.

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