Verkehrserziehung: Luftballons für mehr Vorsicht

Eine Aktion auf der Dahlener Straße erinnert an junge Unfallopfer.

Mönchengladbach. 109 Luftballons - 69 blaue für die Jungs und 40 rosafarbene für die Mädchen, die im vergangenen Jahr in Mönchengladbach im Straßenverkehr verletzt wurden. Die ließen die Kinder der Tagesstätten Stadtwaldräuber und Hockstein Dienstagnachmittag mitten auf der Dahlener Straße in die Luft steigen.

Die Polizei hatte die Straße für ein paar Minuten kurz hinter dem Abzweig zur Bogenstraße gesperrt. Dennoch tritt ein Porsche-Fahrer, der in der ersten Reihe steht und auf die Weiterfahrt von der Autobahn in Richtung Stadtmitte warten muss, ungeduldig aufs Gaspedal. "Was hier los ist, erfahren die Verkehrsteilnehmer nur aus den Medien", sagt Polizeisprecher Peter Schwiertz zu der Aktion.

Die Kinder kennen die Straße als Gefahrenquelle. Ein an der Eingangstür angebrachter Riegel verwehrt zum Beispiel den Kindern der Tagesstätte Stadtwaldräuber den Weg nach draußen. "Wenn wir einmal in der Woche den Ampel-Überweg in den Stadtwald überqueren, haben sie Angst", sagt die Leiterin der Stadtwaldräuber, Simone Horn, "weil die Autos so spät vor der roten Ampel bremsen".

Vor zwei Wochen wurde auf der Straße ein Raser mit 126 Kilometern erwischt. "So schnell fährt man nicht versehentlich", urteilt der Leiter der Direktion Verkehr, Karl-Heinz Opdenstein. "Der Mann nimmt in Kauf, dass jemand gefährdet wird." Um den erzieherischen Effekt zu gewährleisten, hält die Polizei die Raser sofort an. "Das ist zwar aufwändig, aber effektiv", so Schwiertz.

"Die Polizei denkt sich immer wieder besonders fantasievolle Projekte aus", lobt Utto Reugels. Er ist Vorsitzender des Vereins "Kids in MG", der beispielsweise die Luftballonaktion finanziell unterstützt.

Dass solche Aktionen nötig sind, davon sind alle überzeugt. "2006 hatten wir nur 107 verletzte Kinder", sagt Erwin Hanschmann, der Polizist für Verkehrserziehung an den Schulen und Kindergärten. "Doch dann ging die Zahl wieder hoch." 2007 lag sie bei 124 und 2008 bei 137 Kindern. Mit 109 verletzten Kindern 2009 liegt Gladbach im Mittelfeld. "Laut einer Untersuchung ist es möglich, die Zahl auf 100 zu senken", berichtet er. "Viel weniger ist leider unrealistisch."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort