Verkaufsautomat auf dem Bauernhof

Auf dem Bauernhof gibt es keine Öffnungszeiten. Daher ließ Familie Kamerichs einen Automaten konstruieren.

Mönchengladbach. Beate Kamerichs kann sich noch gut erinnern: "Immer, wenn sich meine Schwiegereltern mal zum Essen setzten, dann klingelte es und jemand wollte einen Sack Kartoffeln kaufen." Schon vor ihrer Zeit als Bäuerin auf dem Buscherhof in Beckrath, zwischen Wickrath und Herrath, setzte man hier auf Direktvermarktung. Beate richtete feste Zeiten ein, in denen ihr Hofladen geöffnet war.

"Doch mit den immer längeren Ladenöffnungszeiten in den großen Supermärkten akzeptieren Kunden das nur schwer", sagt sie aus Erfahrung.

Die Abhilfe kam vor drei Jahren. Da nahm sich Andreas Lenzen, Elektromeister aus dem Kreis Heinsberg, des Problems an und baute einen Verkaufsautomaten, der seitdem auf dem Buscherhof steht und momentan mit Eiern, Kartoffeln und Erdbeeren bestückt ist.

Die klimatisierte kleine Hütte beherbergt ein fünfstöckiges Karussell, das in viele Segmente unterteilt ist. In denen lagern die Waren. In der Front von außen ist ein Schlitz für Münzen und die Wahltasten für die einzelnen Ebenen. "Ähnlich wie ein Zigarettenautomat", sagt Beate Kamerichs, "der auch wechselt".

Sie weiß, dass die Kunden mitten in der Nacht zu dem Automaten kommen, "oder Sonntagmorgen. Das frische Ei zu den frischen Brötchen holen." Sie glaubt, dass einige auch die Anonymität schätzen. Beim Befüllen der Fächer hat sie welche beobachtet, die erst eine Schleife fuhren und anhielten, als sie wieder weg war.

Weil kein Zwischenhandel mitverdienen muss, könne sie günstig sein. Auch die Erdbeeren, die sie bei einem Kollegen bezieht, seien preiswert. "Und alles ist frisch, direkt vom Erzeuger", sagt Lydia Paulußen, die dort regelmäßig einkauft. Die Kartoffeln sind schon lange Teil der Fruchtfolge auf dem Buscherhof.

Als Tiere wurden dort früher Schweine gehalten. "Das haben wir wegen der schlechten Erzeugerpreise immer weiter zurück gefahren", sagt Beate Kamerichs. Hühner hielten sie und ihr Mann Oliver anfangs nur für den Eigenbedarf. "Da machte die Geflügelfarm bei uns gegenüber aus Altersgründen der Betreiber zu."

Inzwischen laufen 900 Hennen über den Boden des einstigen Schweinestalls. Weitere 900 werden über ein halbes Jahr verteilt folgen. "Damit werden wir immer über das gleiche Sortiment an Eiergrößen verfügen." Altersabhängig schwankt die bei den Tieren, die maximal ein Jahr alt werden. "Als die Tiere jung waren, hatten wir nur welche der Größe M und kaum L-Eier", erklärt sie.

Dafür hat sie mit einem Zettel auf jeder Eierpackung um Verständnis bei den Kunden geworben. Und bekam einmal eine Antwort ins Fach gelegt. "Wer kein Verständnis für ihre Tiere hat, braucht diese Eier nicht genießen wollen - Gruß an die fleißigen Legehennen." Darüber hat sie sich sehr gefreut. "Das motiviert einen, weiter zu machen", sagt sie.

Die Einkommenssituation in der Landwirtschaft sei ziemlich schwierig. "100 Kilo Weizen kosten hier in der Erzeugung 18 Euro, aber wir bekommen nur 12 Euro", erklärt die Heilpädagogin, die 13 Stunden pro Woche in einer städtischen Kita arbeitet und Mutter von drei Kindern ist.

Der Traum, mit Hilfe des Automaten sich am Wochenende nicht um den Verkauf kümmern zu müssen, ist nicht aufgegangen. "Wir müssen immer wieder nachfüllen."

Nun arbeitet die Herstellerfirma an einem Alarm, der die Familie benachrichtigt, wenn die Fächer leer sind, damit sich die Wege zum Automaten auch wirklich lohnen. "Wir haben den Prototypen, den Andreas Lenzen immer weiter verfeinert - und inzwischen auch an andere Landwirte verkauft."

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