Überfall auf Supermarkt: Angeklagter verwirrt Zuhörer

Andreas H. soll die Filiale einer Kette überfallen haben.

Mönchengladbach. Die Zeit mit dem Angeklagten sei die schlimmste ihres Lebens gewesen, sagt die ehemalige Lebensgefährtin des 42-jährigen Andreas H. Nicht etwa, weil der Mann gewalttätig sei — sie habe nur irgendwann nicht mehr gewusst, was an seinen Erzählungen Märchen und was Wahrheit gewesen sei. Welche seiner Freunde existierten und welche nicht. Er habe ihr sogar aufgetischt, er sei verdeckter LKA-Ermittler.

Mehr als zwei Stunden beschäftigte er am ersten Prozesstag auch die zweite große Strafkammer mit den Geschichten aus seinem Leben. Die Strafkammer soll klären, wie der Überfall auf eine Norma-Filiale am Kohlenweg am 27. November abgelaufen ist — und ob der Angeklagte der Täter ist.

Die Anklage wirft ihm schweren Raub und das vorsätzliche unerlaubte Führen einer Schusswaffe vor. Er soll an jenem Abend um 21.07 Uhr das Geschäft betreten haben und gefordert haben, dass sich alle Anwesenden still verhalten. Dann, so die Anklage, habe er die ungeladene Gaspistole auf eine Kundin gerichtet.

Danach habe er die Pistole auf die Angestellte an der Kasse gerichtet und Bargeld gefordert. Auch drei weitere Kunden habe er bedroht. Ein Griff in die Kasse bescherte ihm 950 Euro. Vor der Flucht habe er gedroht, zu schießen, wenn sich nicht alle ruhig verhielten. Die Polizei hatte ihn mit Beute und Waffe in Tatortnähe festgenommen.

Kundin und Angestellte sowie ein Polizist bestätigten vor Gericht das, was in der Anklage steht. Der Täter hat nach eigenen Angaben keine Erinnerung. Eine Blutprobe an dem Abend hatte 2,23 Promille Alkohol ergeben.

Außerdem, so hat er bei der Polizei angegeben, habe er Drogen und Medikamente genommen. Nach Zeugen-Aussagen dämmerten ihm Teile des Ablaufs. Er bestreitet die Tat nicht grundsätzlich, will sich eben nur nicht erinnern können. Ein Motiv nannte der Mann, der wegen Verkehrs- und Betrugsdelikten aufgefallen war, nicht.

Er, der als arbeitslos geführt wird, erzählte lieber von einer Geldanlage-Firma, die er gehabt habe, und von Polizisten in Zivil, die ihm unter Vorlage von Fotos seiner Ex und seiner Kinder Kundenlisten für die Konkurrenz erpressen hätten wollen. Am nächsten Prozesstag (14. Mai) sollen unter anderem ein Jugendfreund und ein Psychologe gehört werden.

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