Über die A 61 rollt kiloweise Kokain

Alleine in diesem Jahr stoppte die Polizei in Mönchengladbach zehn Schmuggelfahrten. Das Problem sei seit Jahrzehnten bekannt.

Über die A 61 rollt kiloweise Kokain
Foto: Reichartz

Ein ganz normaler Donnerstagnachmittag im Januar dieses Jahres: Die Bundespolizei stoppt auf der Autobahn 61 an der Anschlussstelle Mönchengladbach-Rheydt einen Mercedes mit Mainzer Kennzeichen. Wenig später finden die Beamten zwischen Rücksitz und Kofferraum 14 Pakete mit weißem Pulver. Es sind 16 Kilogramm Kokain. Marktwert: mehr als eine halbe Million Euro. Der 53-jährige Fahrer kommt in Untersuchungshaft. Am heutigen Mittwoch muss er sich vor Gericht wegen Einfuhr und Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln verantworten.

Über die A 61 rollt kiloweise Kokain
Foto: Reichartz

Und er ist nicht der einzige mutmaßliche Drogenkurier, mit denen sich die Mönchengladbacher Richter allein im Monat Juli befassen müssen. Bereits am Freitag wird einem 28-Jährigen der Prozess gemacht. In seinem Volvo waren ebenfalls 16 Kilo Kokain versteckt. Am 10. Juli geht es weiter mit einem italienischen Familienvater, der mehr als sechs Kilo von dem weißen Pulver im Wagen hatte, in dem auch seine Frau und seine fünfjährige Tochter saßen. Und einen Tag später wird ein 46-Jähriger auf der Anklagebank sitzen, der sieben Kilo Koks in seinem Fahrzeug versteckt hatte.

Über die A 61 rollt kiloweise Kokain
Foto: BuPo

Sie alle wurden auf der A 61 in Höhe der Abfahrt Rheydt gestoppt. Die Autobahn 61, das wissen Richter und Polizisten, ist eine wahre Schmuggelroute, „schon seit Jahrzehnten“, sagt ein Sprecher der Bundespolizei. Alleine in diesem Jahr stoppten seine Kollegen in Mönchengladbach zehn Kokain-Schmuggelfahrten. Alles dicke Fische. Und das sind nur die gemeldeten Fälle.

Dabei gab es bei der Bundespolizei gar keine Schwerpunktkontrollen „Drogen“. „Das ist alles Beifang bei unserer normalen Arbeit“, der Sprecher. Offenbar haben die Kollegen, das „richtige Näschen“ bei den Kontrollen. Auch ohne Drogenspürhunde wissen sie, wo sie suchen müssen. Sie kennen die gängigen Verstecke.

Die können mitunter sehr einfallsreich sein. „Wir hatten einmal einen Fall, da war ein Container in einem Auto eingebaut, der sich nur mit einem Magnet öffnen ließ, das man an eine ganz bestimmte Stelle hielt“, berichtet Raimond Röttger, Richter am Landgericht Mönchengladbach. Bei den Drogen im luftdichten Container habe auch kein Hund angeschlagen. Nur eine Gewichtsabweichung am Fahrzeug habe die Polizisten auf die Spur gebracht.

Dass am Landgericht in nur einem Monat vier Prozesse wegen gestoppter Kokain-Schmuggelfahrten auf der A 61 bei Rheydt angesetzt sind, sei gar nicht so ungewöhnlich, sagt Röttger. Dass allerdings gleich zwei Fahrten mit mehr als 15 Kilogramm dabei sind, sei schon bemerkenswert.

„Laut Zoll werden nur ein bis zwei Prozent aller Drogenkuriere erwischt“, sagt der Sprecher der Bundespolizei in Kleve. Die vier Männer, die jetzt vor Gericht stehen und die alle im ersten Quartal des Jahres erwischt wurden, hatten Kokain im Wert von über 1,5 Millionen Euro dabei. Bis Ende März wurden weitere kleinere Funde im Gesamtwert von rund 300 000 Euro gemeldet. Da ließe sich eigentlich schnell hochrechnen, wie viel Koks im Jahr alleine über die A 61 geschmuggelt wird.

Aber Zahlen in der Rauschgift-Kriminalität haben immer etwas mit Kontrolle und Fahndungserfolg zu tun. Alleine im April fand die Bundespolizei in Fahrzeugen auf der A 61 Kokain im Wert von rund 1,4 Millionen Euro.

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