Trauerkultur im Wandel

Die Menschen werden heute anders begraben als früher. Auf dem letzten Weg wird häufig gespart.

Mönchengladbach. Es ist kein Beruf wie jeder andere: Axel Weber ist Bestatter in der fünften Generation. Seit weit mehr als einem Jahrhundert kümmert sich die Familie Weber in Mönchengladbach um Beerdigungen. Axel Weber selbst ist seit über 30 Jahren in der Branche tätig und Vorsitzender des Stadtverbandes des Bestattungsgewerbes. Er hat erlebt, wie grundlegend sich die Trauer- und Begräbniskultur in den letzten Jahrzehnten geändert hat.

„Vor dreißig Jahren gab es etwa 20 bis dreißig Prozent Feuerbestattungen“, erinnert sich der Bestatter. „Heute sind es 60 Prozent.“ Vor allem aus Kostengründen rücken die Menschen ab von den traditionellen Formen der Erdbestattung — sie sind ihnen zu teuer. Vor allem seitdem die gesetzlichen Krankenkassen kein Sterbegeld mehr auszahlen.

„Die einfachste Form einer Bestattung kostet heute mindestens 4000 Euro“, erklärt Axel Weber. Den Löwenanteil dabei machen die Gebühren aus. Deshalb gebe es inzwischen auch so viele anonyme Bestattungen oder Verstreuungen — sie sind einfach preiswerter. Auch der Trend zur Feuerbestattung hat in erster Linie Kostengründe. „Wenn nichts für die Beerdigung gespart wurde, scheitern die Angehörigen oft schon an den Friedhofsgebühren“, weiß der Bestatter.

Die hohen Kosten führen auch dazu, dass die Hinterbliebenen verschiedene Angebote von Bestattungsunternehmen einholen, um die Preise vergleichen zu können — Bestattungen werden zunehmend unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. An allen Ecken und Enden wird da gespart.

In anderen Fällen spielt Geld nicht die Hauptrolle. „Die Angehörigen leben nicht in der Nähe, sie können die Grabpflege, wie sie früher üblich war, nicht leisten“, stellt Axel Weber fest.

Die Friedhöfe in der Stadt begegnen den veränderten Gewohnheiten mit neuen Möglichkeiten der Bestattung. Auf dem evangelischen Friedhof am Wasserturm stehen beispielsweise Rosenfelder, Stelen für Urnen oder Baumgräber zur Wahl. Hier haben die Angehörigen mit der Pflege nichts zu tun.

Heinz-Herbert Paulus, beim evangelischen Gemeindeverband als Geschäftsführer für den Friedhof zuständig, ist überzeugt, mit dem überarbeiteten Angebot die Wünsche der Menschen zu treffen. „Die Grabpflege stellt für viele Familien ein großes Problem dar“, sagt er. „Unsere Komplettangebote lösen dieses Problem.“

Bei all diesen Veränderungen gibt es immer mehr Menschen, die ihre Bestattung zu Lebzeiten selbst regeln. Bestattungsvorsorge nennt man das. Sie ist für Axel Weber zu einer täglichen Aufgabe geworden. „Den Menschen brennen viele Fragen auf der Seele“, sagt er.

„Fast alles lässt sich klären.“ In einem Vorsorgevertrag können schon frühzeitig die Einzelheiten festgelegt werden. Die Grabpflege ist dabei zum zentralen Thema geworden. Deshalb ist der Bestatter überzeugt, dass die neuen Grabformen verstärkt angenommen werden.

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