Transformatorenwerk vor dem Aus

General Electric will seine Mönchengladbacher Niederlassung offenbar 2019 schließen — als Teil eines großflächigen, europaweiten Stellenabbaus. Mehr als 300 Mitarbeiter wären davon betroffen. Heute wird die Belegschaft informiert.

Transformatorenwerk vor dem Aus
Foto: Detlef Ilgner

Offizielle Bestätigungen stehen zwar noch aus, aber: Der bewegten Geschichte des Transformatorenwerks an der Rheinstraße droht heute ein düsteres neues und möglicherweise letztes Kapitel. Wie gestern von mehreren mit den Vorgängen betrauten Personen bestätigt wurde, will der Mutterkonzern General Electric (GE) das Mönchengladbacher Werk im Jahr 2019 offenbar schließen. Das Unternehmen informierte am Mittwoch unter anderem mehrere Vertreter in der Stadt und in der Politik über seine Planungen. Die Mitarbeiter sollen heute Vormittag in einer Versammlung informiert werden.

Bereits gestern waren erste Meldungen bekanntgeworden, wonach General Electric europaweit im Geschäftsbereich der 2015 übernommenen Energie-Sparte des französischen Konkurrenten Alstom 4500 Jobs streichen wolle. Das berichtete zuerst die Pariser Wirtschaftszeitung „Les Échos“ unter Berufung auf Gewerkschaftskreise. Davon entfielen auf Deutschland bis zu 1050 Stellen, auf die Schweiz bis zu 1300, auf Großbritannien bis zu 670.

General Electric wollte die Zahlen nicht bestätigen, kündigte aber für heute eine Mitteilung an. Der Gladbacher Niederlassungsleiter verwies an die Pressestelle in Berlin, wo es keine Reaktion gab. Die IG Metall äußerte sich in der Frankfurter Zentrale und auch in Mönchengladbach ebenfalls zunächst nicht zu den Vorgängen.

Bei der heutigen Betriebsversammlung an der Rheinstraße haben die Mitarbeiter offenbar Schlimmstes zu befürchten. Es soll wohl das komplette Werk vor der Schließung stehen — obwohl die Auslastung bis Ende 2018 gesichert sein soll und zumindest nach außen keine wirtschaftliche Notwendigkeit für den Schritt erkennbar sind. Zwar ist der Gewinn in der Unternehmenssparte zuletzt um 40 Prozent zurückgegangen, die Zahlen sind aber immer noch schwarz. „Es entsteht der Eindruck, dass Mönchengladbach hier unter die Räder gerät, weil irgendwo in Boston am Hauptsitz von General Electric die ganz großen Schrauben gedreht werden“, sagte ein Insider. Möglicherweise will sich der Mischkonzern mit seiner Transformatorensparte demnach — trotz Brexit — auf Großbritannien konzentrieren.

Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners sagte: „Wenn sich das bestätigt, ist das ein herber Verlust für Mönchengladbach. Es geht um viele qualifizierte Arbeitsplätze.“

Der Mönchengladbacher Bundestagsabgeordnete Günter Krings sagte: „Ich bin geschockt und bedaure dies sehr. Ich sehe die Probleme des Konzerns, aber für mich ist nicht nachvollziehbar, warum dann das Mönchengladbacher Werk schließen soll. Das ist sehr bitter für Mönchengladbach, weil es ein Traditionsbetrieb dieser Stadt ist.“

Bei der letzten Stellenabbau-Runde des Mischkonzerns Anfang 2016 war der Standort nicht betroffen gewesen; zum damaligen Zeitpunkt waren 380 Mitarbeiter an der Rheinstraße beschäftigt. Auch eine Sparrunde Ende 2013 beim Vorgängerunternehmen Alstom war an Mönchengladbach mehr oder weniger spurlos vorübergegangen. Der Betrieb war im Jahr 1995 aus einer Abspaltung des Schorch-Konzerns hervorgegangen. In dem Werk wird bereits seit mehr als einem Jahrhundert die Entwicklung, Herstellung, Prüfung, Lieferung und Wartung von Transformatoren und Drosselspulen geleistet. Der Standort gilt zudem als eines der absoluten Rückgrate der Mönchengladbacher Industrie.

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