Tiere: Die Waschbären sind in der Stadt

Acht Bären haben Anwohner in Beckrath in Aufregung versetzt. Generell sind sie zur Jagd freigegeben.

Mönchengladbach. In Münster und im hessischen Kassel sind sie bereits zu einer wahren Plage geworden: Wilde Waschbären, die in Wohngebiete einfallen, Mülltonnen durchstöbern und es sich in Kaminen gemütlich machen.

Seit Freitag - die WZ berichtete kurz - hat auch Mönchengladbach ein Waschbär-Problem - zumindest, wenn man den etwa zehn Anrufern aus Beckrath glaubt.

Die hatten sich bei der Polizei gemeldet und von acht Bären berichtet, die über Häuser geklettert seien und auch die Beckrather Dorfsstraße unsicher gemacht hätten. Sogar im Verkehrsfunk des Lokalradios wurde vor den freilaufenden Tieren gewarnt.

Für Norbert Oellers vom Odenkirchener Tiergarten ist die Meldung über Waschbären in der Stadt nichts Neues. "Wilde Waschbären haben sich in den vergangenen Jahren stark vermehrt. Die Tiere werden einmal im Jahr trächtig und werfen dann fast immer fünf oder sechs Junge." Oellers glaubt, dass die Herde Waschbären, die Beckrath unsicher gemacht hat, eine Familie ist. "Die Tiere treten meistens im Verbund auf."

Auch wenn Menschen von den reinlichen Kleinbären nichts zu befüchten haben, ist ihr Auftreten in der Stadt alles andere als angenehm. "Die Tiere durchstöbern die Müllgefäße auf der Suche nach Essbarem und verteilen den Unrat auf dem Boden", sagt Oellers.

Und auch die Kamine sind vor den Krallentieren, die das, was sie fressen, waschen, nicht sicher. "Eigentlich leben sie in hohlen Bäumen. Notfalls aber auch in einem Häuserkamin - und verschmutzen den dann mit Kot", so Norbert Oellers.

Auch für junge Vögel und andere Jungtiere sind die Allesfresser eine Gefahr. Ein Grund dafür, dass sie zur Jagd freigegeben sind. Wolfgang Rösler, Vorsitzender der Kreisjägerschaft: "Jungtiere dürfen das ganze Jahr geschossen werden." Für ältere Bären gilt eine Schonfrist im Frühjahr.

Rösler hat noch keine Rückmeldungen von seinen Kollegen in punkto Bären. "Mir ist von einer Plage noch nichts bekannt." Dass es aber zu einer kommen könnte und Gladbach Zustände wie in Kassel, wo in manchen Stadtteilen 50Waschbären pro Quadratkilometer leben, drohen könnten, hält Rösler für möglich. "Waschbären sind ähnlich wie Marder extrem anpassungsfähig und können im Stadtgebiet gut leben."

Von Seiten der Stadtverwaltung will man auch nach dem Vorfall in Beckrath noch nicht von einem "Waschbär-Problem" sprechen. "Soweit wir es wissen, war das ein Einzelfall", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Man müsse wohl akzeptieren, dass die Tiere jetzt eben näher am Menschen lebten.

"Das ist ein Bestandteil der Natur." Allerdings wusste man gestern im Stadt-Veterinäramt auch nicht, dass die Bären zur Jagd freigegeben sind.

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