Theater: Verdis „Don Carlo“ feierte Premiere in Rheydt

Guiseppe Verdis „Don Carlo“ feierte unter Regie François De Carpentries Premiere. Sinnliche Musik ließ die Zuschauer mitfühlen.

Mönchengladbach. In dieser Musik ist alles drin. Man hört und fühlt unmittelbar. Das ist wirklich beeindruckend an Don Carlo, der Oper von Guiseppe Verdi, die am Samstagabend im Theater in Rheydt Premiere feierte.

Die Geschichte lehnt sich an das gleichnamige Freiheitsdrama von Friedrich Schiller an, das 80 Jahre vor der Oper seine Uraufführung hatte. Es ist ein Polit- und Sozialkrimi aus dem 16. Jahrhundert. Phillip II, der Sohn Karl des Großen, regierte ein Weltreich, das am Unabhängigkeitskampf der Niederländischen Provinzen nicht zerbrechen sollte, die unter der Ausbeutung vom Spanischen Mutterland litten.

Don Carlo soll nach dem Willen seines Freundes dort Gerechtigkeit und Freiheit etablieren, doch kann er sich nicht gegen seinen Vater durchsetzen und grämt sich außerdem wegen seiner unglücklichen Liebe zu der ihm versprochenen französischen Prinzessin Elisabeth — die Phillip kurzerhand selbst geheiratet hat.

In Verdis sinnlicher Musik — gespielt von den Niederrheinischen Sinfonikern unter Leitung von Graham Jackson — ist der Wunsch nach Freiheit und das Joch der Unterdrückung zu hören und zu spüren. In ihr steckt die Trauer des mächtigen Königs (Paraderolle für Hayk Dèinyan), der von seiner Frau nicht geliebt wird. Man hört, wie es der Groß- inquisitor (Bravo-Rufe für Matthias Wippich) schafft, dass der König hart bleibt — mit der beständigen Drohung willkürlicher, klerikal legitimierter Grausamkeit. Man leidet mit der Prinzessin Eboli (ebenfalls mit Bravo-Rufen bedacht für ihre Arie „o, don fatale“: Eva-Maria Günschmann), als sie die fatalen Folgen ihrer intriganten Eifersucht erkennt.

Das alles ist hoch tragisch, da gibt es kein lichtes Moment, nicht einmal am Schluss, als Carlo doch den Weg nach Flandern antritt und bereit ist, Elisabeth zu vergessen. Tragisch, und doch großartig, wie Verdi das umsetzt und welche Klänge er dazu entfacht. Großartig, dass das Theater Krefeld Mönchengladbach die Mittel hat, diese Vorlage entsprechend umzusetzen — in der Inszenierung von François De Carpentries, den Kostümen von Karine Van Hercke und dem Bühnenbild von Siegried E. Mayer.

Im lastenden Himmel blutiger Färbung entsteht eine räumliche Spannung, in der schlichten Szenerie entstehen stimmige, fesselnde Bilder. Alle Rollen sind sehr gut besetzt, ob es Janet Bartolova als Elisabeth, Igor Gavrilov als Marquis von Posa oder der Gast Erin Caves als Don Carlo ist. Der um einen weiteren Chor erweiterte Chor (Einstudierung Maria Benyumova und Heinz Klaus) liefert ebenfalls eine beeindruckende Leistung. Erschüttert, doch auch erleichtert und zufrieden ob der Tatsache, dass man diesen tragischen Stoff in derartiger Harmonie gestalten kann, verlässt man das Theater.

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