Theater: „Erste Stunde“ macht nachdenklich

Das mobile Stück über Mobbing hinterlässt Spuren bei den Schülern.

Mönchengladbach. "Okay, bringen wir es hinter uns. Ich gebe euch fünf Minuten. In denen könnt ihr mit mir machen was ihr wollt. Mich schlagen oder beschimpfen." So beginnt für die Klasse 8c am Stiftischen Humanistischen Gymnasium um 9.50 Uhr die Stunde. Für Jürgen Rickert ist es die erste Schulstunde in einer neuen Klasse.

"Erste Stunde", so lautet auch der Titel des Stücks, in dem Schauspieler Halil Yavuz Rickerts Leidensgeschichte als Mobbingopfer vernittelt. Jürgen, der bisher in seiner alten Klasse eher mit Schimpfwörtern betitelt worden ist, setzt sich neben die Schüler, spricht sie direkt an. Die Bühne ist das Klassenzimmer.

"Dass er mich als hübsch bezeichnet und sagt, es könnte mir passieren, dass andere mich Schlampe nennen, ist ein komisches Gefühl", sagt Schülerin Victoria Hofmann im Gespräch mit der Theaterpädagogin Caroline Noeding von den Vereinigten Städtischen Bühnen und Yavuz, der sich für die Dinge, die er den Schülern als Jürgen an den Kopf warf, entschuldigt hat: "Da darf sich keiner angegriffen fühlen, dass gehört zum Stück."

Der Zuschauer wird zum Mitspieler, erfährt die Geschichte des Mobbingopfers Jürgen emotional. Dann wird diskutiert: Wo fängt Mobbing an? "Da reicht eine abweisende Haltung und ein Augenverdrehen", sagt Yavuz.

Nach oben scheint die Gewaltskala von der Abzocke bis hin zur Messerattacke offen. "Irgendwie hat man danach schon ein schlechtes Gewissen", sagt die Schülerin Marie Loontiens. Denn Konflikte bleiben auch in der Klasse 8c nicht aus. Doch wenn im Stück das Opfer im Vordergrund steht und lautstark zu Wort kommt, geht es darin auch um das Profil der Täter, der Mitläufer und der Zuschauer.

Und um die Aussage, dass jeder theoretisch das nächste Opfer sein kann. "Es gibt immer etwas an einem, was denjenigen zum Opfer machen kann", zitiert die Lehrerin Ursula Hecht das Stück. Sie hat sich mit dafür eingesetzt, das Stück in der Klasse aufführen zu lassen. "Gewaltprävention und Gewalt an sich sind in der achten Klasse ein Themenschwerpunkt", sagt sie. Zum Pausenklingeln ist den Schülern eine gewisse Nachdenklichkeit anzumerken. Das Stück buchen unter: Tel. RY 6151100 Mei

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