„Taschentuchbaum“ erinnert an Heimkinder

In ihrer Kindheit Misshandelten soll ein neuer Baum Hoffnung spenden.

„Taschentuchbaum“ erinnert an Heimkinder
Foto: Verein

„Das Taschentuch ist ein starkes Symbol“, sagt Sozialdezernentin Dörte Schall. „Man wischt damit die Tränen ab, man kann es anderen aber auch zum Trost reichen.“ Deshalb findet auch Uwe Werner, Vorsitzende der „1. Community — Ehemalige Heimkinder NRW“, den „Taschentuchbaum“, den der Verein dem Schmölderpark gespendet hat, passend: „Er wächst weiter, wenn wir nicht mehr da sind.“ Denn den ehemaligen Heimkindern läuft die Zeit davon, um auf ihr Leiden aufmerksam zu machen und dafür eine Entschuldigung und eine Entschädigung zu erhalten.

Er fühle Scham, Respekt und Stolz, sagt Hans-Willi Körfges, SPD-Landtagsabgeordneter, bei der Baumpflanzung. Scham, weil die Gesellschaft zu wenig getan habe, Respekt für das große Engagement der Betroffenen und Stolz, weil sie sich nicht den Willen hätten nehmen lassen, ihre Würde wieder zu erkämpfen. Pfarrer Dietrich Denker, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss, bekennt sich zur Schuld auch der kirchlichen Einrichtungen. „Ich stehe hier als Repräsentant von Tätern“, sagt er, bittet um Entschuldigung und sagt finanzielle Unterstützung für den Erhalt der Vereinsräume nach 2019 zu.

Die ehemaligen Heimkinder, nach 1945 weiter Opfer der schwarzen Pädagogik, von Bildung weitgehend ausgeschlossen und sogar für Medikamentenversuche missbraucht, kämpfen seit Jahren um Anerkennung und finanzielle Entschädigung. Der Mönchengladbacher Verein „1. Community“ gilt als beispielhaft für NRW. „Sie bestärken sich gegenseitig, obwohl Sie als Kinder nie bestärkt worden sind oder Zuneigung erfahren haben“, würdigt die Sozialdezernentin die Arbeit des Vereins.

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