Tarifstreit bei Mühlhäuser: „Wir lassen uns nicht spalten“

Tarifstreit: Mitarbeiter der Mühlhäuser GmbH kämpfen gegen ein Zweiklassen-System bei der Bezahlung.

Mönchengladbach. Für die fröstelnden Warnstreik-Teilnehmer gibt es Marzipan, Kaffee und Brötchen. "Das tut gut in der Frühe", sagt eine junge Frau. "Richtig gut tut die Solidarität, die wir erfahren", fügt sie hinzu. Beispielsweise von anwesenden Zentis-Mitarbeitern aus Aachen.

Mehr als 30 Beschäftigte der Mühlhäuser GmbH, führender Hersteller süßer Brotaufstriche, haben Mittwochmorgen von vier bis acht Uhr die Arbeit niedergelegt. Sie protestierten nach einem Aufruf der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) gegen die ungleiche Bezahlung der gut 60 Mitarbeiter an der Boettgerstraße 5 in Neuwerk.

"In der Produktion lief so gut wie nichts mehr", sagt Manja Wiesner. Sie ist NGG-Gewerkschaftssekretärin und an diesem Morgen der menschliche Dreh- und Angelpunkt. Als Mühlhäuser-Geschäftsführer Berthold Cremer um kurz vor acht Uhr in seinem Wagen auf das Firmengelände fährt, führt ihn danach der Weg nicht zu den streikenden Arbeitnehmern, sondern direkt ins Büro.

"Schluss mit den zwei Klassen", steht auf einem Poster. "Wir lassen uns nicht spalten" auf einem anderen. Gemeint: Beschäftigte des früheren Eigentümes Lorenz+Lihn haben mehr auf dem Konto, weil sie u.a. auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhalten. Die, die Nachfolge-Eigner Mühlhäuser einstellte bzw. aus Thüringen nach Gladbach schickte, bekommen weniger. Mühlhäuser ist kein tarifgebundenes Unternehmen. Und dagegen wehren sich Beschäftigte wie NGG gleichermaßen. Damit verschaffe sich die "süße" Firma Wettbewerbsvorteile, der auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen werde, so Wiesner.

Seit elf Monaten verhandeln Cremer und die NGG. Ohne befriedigendes Ergebnis für die Arbeitnehmer. Mühlhäuser habe 2009 zwar für alle die Löhne und Gehälter um drei Prozent angehoben, weigere sich aber nach wie vor, einen Tarifvertrag, der alle gleichstelle, abzuschließen. Die WZ bemühte sich vergeblich um eine Stellungnahme Cremers.

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