Südamerika-Reise: Arzt schenkt Leben ohne Fluch

Professor Johannes Hidding, Chefarzt im Bethesda, hat mit Kollegen 94 peruanische Mädchen und Jungen mit Lippen-, Kiefer-, oder Gaumenspalten operiert.

<strong>Mönchengladbach. 14 Stunden Busfahrt mit einem Baby hat die junge Mutter hinter sich und ist seelig, als sie die Ärzte im Krankenhaus sieht. Darauf hat die zweifache Mutter gehofft. Dass sich jemand ihr jüngstes Kind, das sie im Tragetuch auf dem Rücken hat, ansieht und den erlösenden Satz sagt: "Ja, wir operieren ihr Kind." Die Frau ist die vielen Stunden aus Huamanchuco angereist, einer der ärmsten Provinzen Perus, weil ihre Tochter eine Lippenspalte hat. Das Mädchen strahlt, lässt sich ganz ruhig auf den Operations-Tisch setzen. Das ist eines der Bilder, die Professor Dr. Dr. Johannes Hidding vor Augen hat, wenn er an seinen Aufenthalt in der Landeshauptstadt Lima denkt. "Wie diese Kinder uns mit ihrem sonnigen Gemüt anschauen, keine Angst haben, weil sie keinen Arzt kennen, und selig mit der Narkose einschlafen." 94 Mädchen, Jungen und einige wenige Erwachsene haben der Chefarzt der Klinik für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie im Bethesda-Krankenhaus und zwei Kollegen aus Solingen und Würzburg bei ihrem humanitären Einsatz in Lima innerhalb von zweieinhalb Wochenoperiert. Sie schlossen den Patienten allesamt Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalten - im Volksmund häufig als Hasenscharte oder Wolfsrachen bezeichnet.

Damit haben sie diesen Menschen ein ganz anderes, ein neues Leben geschenkt: Nicht nur, weil beispielsweise das Essen und Schlucken erleichtert und die Sprache verständlich wird. Sondern weil sie nicht mehr sozial ausgegrenzt werden. Denn in Peru werden Entstellungen dieser Art sogar von den Familien der Betroffenen als Stigma gesehen. Als Wink oder Strafe Gottes, als Fluch.

Dreimal so oft wie in Deutschland werden in Peru Kinder mit Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten oder Kombinationen der Fehlentwicklung geboren, das liegt u.a. daran, dass in der Schwangerschaft Vitamine, Mineralien beziehungsweise Kalorien fehlen. Im Mutterleib entwickeln sich Teile des Gesichts getrennt und wachsen später zusammen. Im Fall der Spalten ist das nicht passiert.

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