Straßen-Arbeiter tragen Arsen ohne Schutzanzüge ab

Derzeit wird das verseuchte Bettungsmaterial an der Süchtelner Straße entfernt. Die Arbeiter ziehen dafür keine spezielle Kleidung an. Laut Stadt kann auf diese Sicherheitsmaßnahme verzichtet werden.

Der Austausch des verseuchten Bettungsmaterials an drei Gladbacher Straßen kommt gut voran. An der Klumpenstraße und der Ehlerstraße sind die Arbeiten soweit abgeschlossen, die Bauabnahme soll bald erfolgen, hieß es gestern bei der Stadt. Auch an der Süchtelner Straße laufen inzwischen die Arbeiten, dort sei etwa ein Viertel des belasteten Materials inzwischen aufgenommen und entsorgt. Doch genau diese Arbeiten sorgen für Unmut. Denn die Bauarbeiter vor Ort sind ohne Schutzanzüge unterwegs. Architekt Fritz Otten, der im Oktober an der Süchtelner Straße neue Versorgungsleitungen für ein Betriebsgelände durch das verseuchte Material hatte legen lassen und dafür strenge Sicherheitsvorkehrungen beachten musste, ist darüber verwundert. „Wir mussten unter scharfen Auflagen arbeiten. Die Arbeiter trugen Schutzanzüge mit integrierten Handschuhen und Atemschutzmasken. Bei den Arbeiten, die jetzt durchgeführt werden, ist weit und breit nichts davon zu sehen. Das muss mir mal jemand erklären.“

Gerade wegen dieser Auflagen habe es zudem sehr lange gedauert, eine Spezialfirma zu finden. „Die Durchführung der Erschließung hat lange auf sich warten lassen, weil die für solche Arbeiten zugelassene Spezialfirma wohl sehr ausgelastet war. Alles zusammen hat etwa doppelt so hohe Kosten wie in einem Normalfall verursacht“, sagt Otten. Gelten inzwischen andere Regeln für die Bauarbeiter?

Tatsächlich gibt es einen Arbeits- und Sicherheitsplan, der auf 15 Seiten die Maßnahmen zum Schutz der Anwohner und der Bauarbeiter vorschreibt. Darin ist nach Auskunft der Stadt auch von Schutzanzügen die Rede. Aber: „Gleichzeitig ist dort auch festgelegt, dass auf das Tragen atmungsaktiver Schutzanzüge in Abstimmung mit dem Baustellenkoordinator verzichtet werden kann“, teilt die Stadt mit. Dafür gelte die Auflage, dass die Bauarbeiter jeden Tag die Arbeitskleidung wechseln müssen und die alte Ausstattung zentral an der Baustelle eingesammelt wird. Deshalb tragen die Arbeiter vor Ort keine Schutzanzüge, und deshalb sei dies auch kein Verstoß gegen den Arbeits- und Sicherheitsplan. Als Schutzmaßnahmen für die Arbeiten sind Sicherheitsstiefel, Handschuhe, Helm und Körperschutz vorgesehen.

Die heikle Baustelle wird täglich vom Bielefelder Institut für Umweltanalyse begleitet. Die Experten haben auch die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen erarbeitet. Dazu gehört etwa, dass das verseuchte Bettungsmaterial stets feucht bleiben muss, um Staubverwehungen zu vermeiden. Der Baustellenbereich wird täglich neu in Schwarz- (kein Unbefugter darf rein), Grau- (dort ziehen sich die Arbeiter um) und Weißbereiche unterteilt. An der Süchtelner Straße habe es bisher keinen Verstoß gegeben.

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