Stadt will Toiletten nur über Karneval aufstellen

Die mobilen Toiletten, die an verschiedenen Orten der Stadt verhindern, dass Wildpinkler sich an Wänden und Beeten vergehen, stoßen auf Zuspruch bei den Anwohnern. Die wollen, dass sie bleiben.

Stadt will Toiletten nur über Karneval aufstellen
Foto: Peters

Da sind sie wieder: die grauen Plastik-Urinale, die schon im vergangenen Jahr zur Karnevalszeit an verschiedenen Orten in der Altstadt aufgestellt wurden. Erklärtes Ziel war es, das Wildpinkeln einzudämmen. Das hat offenbar geklappt. Männer mit Blasendruck nutzten zahlreich die mobilen Leih-Pissoirs. Dennoch verschwanden die Urinale nach den närrischen Tagen wieder aus dem Stadtbild. Obwohl die Aktstadtinitiative sich eigentlich eine dauerhafte Lösung für das Wildpinkler-Problem gewünscht hätte. Jetzt werden die Männer-Steh-Klos trotzdem wieder „nur“ geliehen — dieses Mal allerdings nicht nur für die Wochenenden während der närrischen Tage, sondern durchgehend für drei Monate.

„Wir wollen sehen, wie die Urinale auch außerhalb der Karnevalszeit angenommen werden“, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Viele Bürger hatten sich im vergangenen Jahr an dem Aussehen der Plastik-Urinale gestört. In die Gestaltungsrichtlinie für die City passen sie wohl auch eher nicht. Aber wenn’s pressiert, scheint die Ästhetik egal zu sein. Und die Leih-Pissoirs sind nicht besonders teuer. Die Stadt zahlt für die drei Monate eine niedrige vierstellige Summe. Zum Vergleich: Bei den sechs öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet kommen jährlich 178 000 Euro an Personal- und Sachkosten zusammen.

Die Plastik-Urinale werden von einem lokalen Lieferanten angemietet und an vier Standorten in Mönchengladbach sowie erstmals auch am Tellmann-Platz in Rheydt Richtung Parkhaus aufgestellt. In Mönchengladbach sollen sie am Bismarckplatz gegenüber der früheren Postbank sowie in der Waldhausener Straße auf dem Vorplatz am Dicken Turm, an der Ecke Waldhausener Straße, Gasthausstraße und auf dem Edmund-Erlemann-Platz an der Citykirche stehen.

Mitarbeiterin eines Einrichtungshauses in Rheydt

Dass nun ein Urinal in Rheydt aufgestellt werden soll, hat mit einem alten Problem zu tun. Der Tellmann-Platz ist Treffpunkt für Tagesobdachlose, für Alkoholiker und Junkies. Und die erleichtern sich dort oft in Beeten, vor Wänden oder auch im Parkhaus nebenan. Norbert Tellmann vom gleichnamigen Möbelhaus mahnt diesen Missstand schon seit vielen Jahren immer wieder an. Auch die Grünen setzten sich für ein Steh-Urinal am Tellmann-Platz ein. Jetzt — endlich — kommt eins, wenn auch nur vorübergehend. Im angrenzenden Einrichtungshaus ist man einerseits froh, anderseits nicht. „Gerade in den Sommermonaten ist das Wildpinkeln hier ein Riesenproblem“, sagt eine Mitarbeiterin. Nur dann ist das Urinal wieder weg.

Bei der Stadt wird derweil über eine Dauerlösung nachgedacht, wie der Stadtsprecher versichert. Bei festinstallierten und dauerhaften Urinale müssten allerdings ansehnlicher Exemplare her. „Sie müssen ins Stadtbild passen und finanzierbar sein“, sagt Speen.

Sicher ist: Die öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet (zwei Stadtwald, je eine auf dem Kapuzinerplatz, am Wickrather Markt, in Eicken, im Bunten Garten und im Volksgarten) reichen nicht aus, zumal einige nicht immer geöffnet sind. Manche sind komplett geschlossen oder verschwunden, wie die in Rheindahlen, die von vielen als Angstraum gesehen wurde, oder das Toilettenhäuschen auf dem Rheydter Marktplatz, das immer wieder so verschmutzt wurde, dass sich die beauftragte Reinigungsfirma schließlich weigerte, die WC-Anlage überhaupt zu betreten.

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