Stadt verhandelt mit Tour-Agentur

Die Tour de France soll 2017 durch Mönchengladbach führen. Sogar eine Sprint-Wertung soll es in der Stadt geben.

Stadt verhandelt mit Tour-Agentur
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Borussias Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin schaute Hans Wilhelm Reiners im Stadion gemeinsam mit seinem Düsseldorfer Amtskollegen Thomas Geisel. In Sachen Fußball waren die Beiden an diesem Tag getrennt unterwegs (Geisel ist Berlin-Fan und kam mit Trikot, Schal und Mütze), in Sachen Radsport hingegen kommen sie wohl eher zusammen. Und das nicht nur, weil beide selbst ambitioniert Rad fahren. Sondern auch, weil ihre beiden Städte 2017 Austragungsorte des größten Radrennens der Welt werden wollen. Dass Düsseldorf Startpunkt wird, ist seit Dezember klar. Doch inzwischen wird auch immer wahrscheinlicher, dass Gladbach ein Stück der Tour abbekommt.

Seit Dezember haben die Gladbacher mit der Agentur, die die Streckenprofile ausarbeitet, verhandelt. Rund 100 000 Euro müsste die Stadt aufbringen, damit eine Sprintwertung in Gladbach sein wird. Das ist lukrativ, weil es größere Aufmerksamkeit bei den Liveübertragungen im Fernsehen garantiert. An dieser Summe wird das Projekt nicht scheitern, versichert Frank Boss (CDU), der Vorsitzende des Sportausschusses: „Wir haben Gespräche mit regionalen Unternehmen geführt. Die Signale sind ausgesprochen positiv. Zwei Drittel des Geldes würden wir auf diesem Wege zusammenbekommen. Davon bin ich überzeugt“, sagt Boss. Das fehlende Drittel will die Stadt selbst beisteuern.

Dass sie gut daran tut, diese Summe zu investieren, steht für Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners außer Frage: „Das ist ein sportliches Großevent, das der Sportstadt Mönchengladbach sehr gut zu Gesicht stehen würde“, sagt Reiners. Für Peter Schlipköter, Geschäftsführer der städtischen Marketinggesellschaft, ist klar: Die Summe ist in den Imagegewinn der Stadt bestens investiert. „Wir bekommen eine Menge für das Geld.“ Zu der Öffentlichkeitswirkung kommt für Schlipköter noch weiteres dazu: „Das Thema Fahrrad spielt sowieso eine große Rolle in der Stadt. Das passt also auch thematisch hervorragend.“

Offenbar sähe man auch in Düsseldorf gerne, wenn die Tour gen Westen über Gladbach führen würde. So spricht denn Oberbürgermeister Reiners auch „von einem aktuell guten Gefühl, dass es klappen könnte“. Allerdings würden auch andere Städte gerne etwas vom Tour-Zirkus mitbekommen. Reiners warnt daher bei allem Optimismus vor zu großer Euphorie. Am Ende sei der Entscheidungsprozess wie eine Tour-Etappe: Man müsse immer damit rechnen, dass sich noch wer anders aus dem Windschatten an die Spitze setzen will. „Am Ende zählt, über eine längere Wegstrecke zum entscheidenden Zeitpunkt das Richtige getan zu haben und am Zielstrich mindestens eine Reifenbreite vorn zu liegen.“

Endgültige Klarheit wird im Oktober herrschen. Gelingt Gladbach der Rad-Coup, kann es den zuletzt guten Lauf als Austragungsort von Sport-Großereignissen fortsetzen. Nach Hockey-Weltmeisterschaft 2006 und Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 war es zunächst etwas unspektakulärer weiter gegangen. Doch mit Champions League-Spielen im Herbst und Winter 2015, Marathon im Mai, den beiden spektakulären Wintersport-Weltcups im Dezember würde die Tour de France 2017 gerade recht kommen. Das freut den Vorsitzenden des Sportausschusses: „Vieles läuft in Gladbach im Moment in die richtige Richtung. Der Sport hat daran großen Anteil“, sagt Frank Boss. Als der CDU-Ratsherr Robert Baues im vergangenen November die Idee aufgebracht hatte, war er zunächst von manchem belächelt worden. „Das ist eine Luftblase, die schnell platzen wird“, prophezeite etwa Torben Schultz (Linke). Danach sieht es im Moment überhaupt nicht aus.

Die Marketing-Experten überlegen schon, wie sie das Ereignis in Mönchengladbach gestalten könnten. „Eine Partymeile mit Videowürfel, die Möglichkeit, die Strecke der Profis vorab selbst mit dem Rad zu fahren — wir haben eine Menge Ideen“, sagt Schlipköter.

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