Kyle Berger: „Immer mehr Geld für Männer“

Die Niederlage des deutschen Frauen-Teams wird in den Vereinen nichts an der Begeisterung ändern. Auch der VfL setzt auf Frauen und Mädchen. Kyle Berger über Ansporn und Chancen.

Mönchengladbach. Kyle Berger kam 1997 als Fußball-Profi aus den USA nach Deutschland und spielte während seiner aktiven Laufbahn unter anderem für Rot-Weiß-Essen. Seit 2008 ist er „Koordinator Frauen und Mädchen“ bei Borussia Mönchengladbach. Der dritte US-Amerikaner mit deutscher Fußballlehrerlizenz erfüllt sich damit den Traum, sein „Hobby zum Beruf“ zu machen.

Fußball war in Deutschland immer ein Männersport. Wie wichtig sind Mädchen und Frauen heute für die Vereine?

Berger: Sehr wichtig. Immer mehr Mädchen und Frauen interessieren sich für Fußball. Das kann man allein schon daran erkennen, wie viele regelmäßig ins Stadion gehen. Und auch die Zahlen derjenigen, die im Verein spielen, steigen stetig. Die USA sind dieser Entwicklung mindestens zehn Jahre voraus. Hier waren Mädchen und Jungen auf dem Fußballplatz schon immer gleichberechtigt.

Fußballspieler können bis in die vierte oder fünfte Spielklasse von ihrem Sport leben. Werden Frauen jemals so viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen?

Berger: Nein, ich glaube, da muss man realistisch sein. Das ist selbst für die Bundesligen nicht finanzierbar, einfach weil die Sponsoren fehlen. Und dies obwohl die Frauen dasselbe Trainingspensum absolvieren und ebenso leistungsorientiert spielen. Weil die Breitenwirkung fehlt, wird diese Spielweise jedoch nicht in gleicher Weise honoriert. Vielleicht spielen die Frauen teilweise sogar mit noch mehr Leidenschaft.

Warum fehlen die Sponsoren? Ist Männerfußball einfach schöner anzusehen?

Berger: Wer behauptet, Frauenfußball sei langweilig, hat noch nie ein Spiel gesehen. Männer sind schneller und schießen kraftvoller auf das Tor, aber Frauen spielen technisch ebenso stark und ebenso taktisch organisiert. Natürlich ist es immer eine besondere Atmosphäre, gemeinsam mit vielen Zuschauern im Stadion ein Spiel zu haben. Das könnte so werden, wenn Frauenfußball mehr Interesse fände. Und wir sind auf dem besten Weg dahin. Die Zeiten, in denen Fußball spielen als unweiblich galt, sind vorbei.

Seit wann setzt Borussia auf Frauenfußball?

Berger: Wir haben seit 15 Jahren einen eigenständigen Mädchen- und Frauenfußballbereich. Damit ist Borussia Mönchengladbach vorbildlich im Vergleich zu anderen Bundesligisten. 2008 wurde die Förderung des Frauenfußballs bei uns noch einmal intensiviert. Mit der Einrichtung meiner Position als hauptamtlicher Koordinator der Abteilung hat diese Ausrichtung eine professionelle Struktur bekommen.

Warum ist man gerade in Mönchengladbach so darauf aus, vorbildlich zu sein?

Berger: Das hängt sicherlich mit dem guten Kontakt zwischen unserem Präsidenten Rolf Königs und dem DFB-Chef Theo Zwanziger zusammen. Zwanziger ist ein großer Borussenfan und Befürworter des Frauenfußballs. Er hat uns angespornt, unsere Damenmannschaft vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land in die Bundesliga zu bringen. Wir sind sehr stolz darauf, das Ziel mit dem Aufstieg in die zweite Spielklasse erreicht zu haben.

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