Sparkasse meldet 70 falsche Negativ-Einträge an Schufa

Ein Betroffener war Sigfried Bönnen. Er hatte angeblich Schulden in Höhe von 250 000 Euro bei der Stadtsparkasse, obwohl er dort nicht mal Kunde ist. Das Geldinstitut spricht von einem Computerfehler, der behoben wurde.

Sparkasse meldet 70 falsche Negativ-Einträge an Schufa
Foto: Gruhn/Archiv

Eigentlich verdient Siegfried Bönnen gutes Geld. Er ist Rechtsanwalt in Mönchengladbach. An einem Morgen Ende April allerdings galt Bönnen plötzlich als hoch verschuldet, als nicht mehr kreditwürdig, als kaum zahlungsfähig — obwohl sich an seiner Bonität eigentlich nichts geändert hatte. Außer, dass der Stadtsparkasse Mönchengladbach ein kapitaler Fehler unterlaufen war, wie sie auch selbst später einräumte.

Sparkasse meldet 70 falsche Negativ-Einträge an Schufa
Foto: Gruhn/Archiv

Gestern erklärte die Stadtsparkasse auf Anfrage: Bei 70 Kunden wurden wegen einer Computerpanne in den vergangenen Wochen fehlerhafte Meldungen an die Schufa generiert und übertragen. Ein Fehler, der mittlerweile bei allen Kunden behoben sein soll. „Wir haben den Fehler unverzüglich behoben und die rückstandslose Löschung aller falschen Meldungen bei der Schufa unverzüglich veranlasst. Eine Bestätigung der Löschung durch die Schufa liegt uns vor“, hieß es.

Wer ein Negativmerkmal in seinem Schufa-Eintrag aufweist, dürfte große Probleme etwa beim Abschluss eines Mobilfunkvertrages, bei Ratenzahlungen oder im Versandhandel haben. „Soweit es erforderlich ist, haben und werden wir den betroffenen Kunden Schreiben zur Verfügung stellen, die den Irrtum insbesondere gegenüber Dritten darlegen und klarstellen“, teilte die Sparkasse mit.

Es war der 11. Mai dieses Jahres, als Bönnen den Brief seines Kreditkarten-Anbieters American Express öffnete. Das Unternehmen teilte dem Kunden darin die Kündigung der Mitgliedschaft mit, er solle seine Kreditkarte ohne Limit, die er seit 1984 besitzt, abgeben. Der Grund: „Uns wurde seitens der Schufa ein Negativmerkmal zu Ihrer Person gemeldet.“

Bönnen glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, und rief seine Hausbank, die Volksbank, an. Die schaute nach und fand einen Vermerk über einen offenen Forderungsbetrag in Höhe von 254 312 Euro. „Ich habe zuerst an irgendwelche Betrüger im Internet oder ähnliches gedacht“, sagt Bönnen. Doch eine Selbstauskunft bei der Schufa brachte ans Licht: Die Stadtsparkasse Mönchengladbach hatte dieses Negativmerkmal eintragen lassen. Eine Viertelmillion Euro Schulden bei der Sparkasse — das konnte sich Bönnen nicht erklären. Seit 2009 ist er schließlich nicht mehr Kunde bei der Stadtsparkasse.

Plötzlich konnte Bönnen keine Reisen mehr buchen, etwa zu Mandanten und Klienten, die er in ganz Deutschland vertritt. Auch der Kreditrahmen bei der Volksbank war blockiert. Dabei hatte er vor dem schlechten Eintrag einen Basisscore-Wert von 99,4 Prozent. „Ein Top-Wert“, sagt Juristin Pamela Wellmann von der Verbraucherzentrale.

Bönnen forderte die Sparkasse in der vergangenen Woche auf, den Fehler zu korrigieren. Das Institut kam dem nach und entschuldigte sich: „Wir bemühen uns künftig um größere Sorgfalt bei den Schufa-Meldungen“, hieß es im Schreiben an Bönnen, der aber auch eine Rechnung über seine Anwaltskosten in eigener Sache beglichen haben möchte. Das lehnt die Sparkasse indes ab: „Der Einschaltung eines Rechtsanwalts zur Vertretung der Interessen der betroffenen Kunden bedurfte es in diesem Zusammenhang nicht. Eine einfache Mitteilung des fehlerhaften Sachverhalts ist ausreichend gewesen.“

Wer einen falschen Schufa-Eintrag befürchtet, sollte seinen Datensatz per Selbstauskunft überprüfen, rät die Verbraucherzentrale. Einmal im Jahr hat jeder Verbraucher darauf ohne Kosten Anspruch. Fehler müssen bewiesen werden. Allerdings wird ein Fehler auch erstmal überprüft. In dieser Zeit wirkt der Negativeintrag. „Wer einen falschen Eintrag entdeckt, sollte ihn direkt sperren lassen“, rät Pamela Wellmann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort