Sex-Täter immer jünger

Immer häufiger sind in Mönchengladbach ältere Geschwister oder Mitschüler verantwortlich für die Übergriffe auf Kinder.

<strong>Mönchengladbach. In etwa 30 Prozent aller Fälle von sexuellem Missbrauch, mit denen die Helfer des Vereins Zornröschen konfrontiert werden, sind die Täter Kinder oder Jugendliche. Das schätzt Sigrid Mattausch, Mitarbeiterin bei Zornröschen, der Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Jungen und Mädchen, nachdem der Verein die Bilanz für das vergangene Jahr gezogen hat.

Opfer des Missbrauchs sind entweder jüngere Geschwister oder auch Mitschüler. "In diesen Fällen wird Sexualität oft als reines Machtinstrument ohne Beziehungsaspekt eingesetzt", erläutert Mattauschs Kollegin bei Zornröschen, Brigitte Bialojahn. "Opfer sind genauso häufig Jungen wie Mädchen." Meist gehe es darum, sich selbst stark zu fühlen, indem man andere leiden lasse.

Die Zunahme bei jugendlichen Tätern führen die Expertinnen vor allem auf die Bilderflut und die unbegrenzten Möglichkeiten, die die neuen Medien bieten, zurück. "Kinder haben Bilder von Sex vor Augen, bevor sie auch nur die Erfahrung des Verliebtseins gemacht haben", beschreibt Sigrid Mattausch den Zustand. "Sie können die Bilderflut kaum verarbeiten."

Die Zornröschen-Mitarbeiter appellieren an die Eltern, ihre Kinder mit PC, DVD-Player und Fernseher nicht vollkommen allein zu lassen. "Interessieren Sie sich für das, was Ihr Kind gerade tut, und fragen Sie sich, was es stundenlang am PC macht", rät Brigitte Bialojahn. "Setzen Sie sich mal beim Chatten dazu und leisten Sie ihm beim Surfen Gesellschaft."

Beispielsweise in Online-Spielen habe der sexuelle Missbrauch von Kindern schon Einzug gehalten. In der populären Simulation Second Life gibt es Kindesmissbrauch. "Im Spiel wird die Hemmschwelle abgebaut", warnen die Zornröschen-Experten.

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