Serie: Auf rasanter Fahrt mit Grizzly und seiner Walküre

Detlef van Gehlen ist Biker aus Leidenschaft. Im Jahr fährt er rund 80 000 Kilometer.

Mönchengladbach. Zwei Meter, drei Zentner, eine imposante Erscheinung. "Grizzly" - so nennt sich Detlef van Gehlen als Mitglied des Motorradclubs MC Lone Wolf Mönchengladbach. "Grizzly" steht in ein Metallschildchen geprägt auf seiner Lederweste, dem Mitgliedsausweis zum MC.

Dort ist er seit 26 Jahren dabei, seit einem Jahr prangt ein neues Schild auf seiner Lederweste: "Life Time Member" - Mitglied auf Lebenszeit.

Grizzly ist passionierter Motorradfahrer und fährt in seiner Freizeit rund 50 000 Kilometer im Jahr. "Wenn ich gestresst von der Arbeit komme, setze ich mich aufs Mopped" - wie Motorradfahrer ihr Lieblingsgefährt mit vielen PS tiefstapelnd nennen. Wenn er dann Gas gibt, ist er "nach 30 bis 40 Kilometern wieder ich selbst." Das heißt ausgeglichen. "Dat Moppedfahren tut et", sagt Grizzly.

Wobei der Stress im Job wundert, denn auch dort fährt der Kfz-Meister viel Motorrad. "30 000 Kilometer", schätzt der Prüfer für "alle Nicht-Schienengebundenen Landfahrzeuge", der beim TÜV in Grevenbroich arbeitet.

Insgesamt fährt er also in einem Jahr so viel Motorrad, wie andere Biker in ihrem ganzen Leben nicht. Da bei Grizzly noch keine bleibenden Schäden sichtbar sind, erscheint er vertrauenswürdig genug, eine Fahrt mit ihm zu wagen - als Gast auf seinem Bock. Der "fahrbare Untersatz" ist in diesem Fall der Liebling unter seinen sechs Motorrädern, eine Honda mit der deutschen Typbezeichnung F6C, die in anderen Ländern auf den klangvollen Namen "Valkyrie" hört: Walküre.

Unter seinen Händen bewegt sich die 334 Kilo schwere Dame erstaunlich leichtfüßig, dank der 113 PS, die sie aus den 1520 Kubikzentimetern Hubraum der sechs Zylinder holt.

Die Walküre legt sich so sehr in die Rundung des Kreisverkehrs, dass die Fußraste über den Asphalt schrappt. Geschmeidig zieht sie über die Kurven der Einfahrt auf die Autobahn und gewinnt elastisch an Fahrt, bis sie die Spitzengeschwindigkeit von 220 Stundenkilometern erreicht.

Auch wenn man als Sozius oder Sozia Grizzlys Leib nicht umfassen kann - die Arme sind zu kurz - fühlt man sich doch erstaunlich sicher, genießt die Beschleunigungen und die Kurven. Trotz seiner Erfahrung ist sich Grizzly nie zu sicher. Das Schlimmste, erzählt er, sei, wenn er zu dem Fahrer auf der untergeordneten Straße einer Kreuzung Blickkontakt gesucht hat. "Der guckt dir inne Augen und fährt los. Da hast du keine Chance." Das ist ihm wiederholt passiert.

"Danach wurde ich dann immer erst im Krankenwagen oder im Krankenhaus wach." Bislang hat van Gehlen lediglich Knochenbrüche davon getragen.

Bei der Polizei hätten die gegnerischen Autofahrer meist gesagt, dass Grizzly zu schnell gewesen sei. "Aber die haben anhand der Bremsspuren nachmessen können, dass das nicht stimmte." Im Gegenteil. Grizzly hält sich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. "Zu schnell fahren macht nicht den Reiz aus." Grizzly: "Ich kann nicht die Leute wegen zu schnellem Fahren durch die Führerschein-Prüfung rasseln lassen und mich selbst nicht daran halten."

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