Schulen sind gegen die Schulpläne

Die Politik will mehr Platz für Schüler an den Gesamtschulen schaffen. Die Leiter der Schulen befürchten einen Qualitätsverlust.

Man stelle sich vor, die Politik will die Gesamtschulen stärken, aber die wollen gar nicht... Der neue Schulentwicklungsplan für die Sekundarstufe I birgt Zündstoff. Das wurde auch im jüngsten Schulausschuss deutlich — nicht nur wegen der zahlreich erschienenen Zuhörer.

Das von der Verwaltung vorgelegte Zahlenwerk enthält nämlich neben Schülerstatistiken und Raumkapazitäten dieses Mal auch einige Vorschläge, wie man die Zahl der Gesamtschulplätze erhöhen kann. Schließlich müssen Jahr für Jahr hunderte Schüler von den Gesamtschulen abgewiesen werden, weil schlicht kein Platz mehr ist. Nun schlägt die Verwaltung auf Wunsch der Politik verschiedene Varianten vor, wie diese Überhänge verhindert werden könnten. Zu den Möglichkeiten zählt unter anderem, Hauptschulen aufzulösen, um darin Dependancen für bestehende Gesamtschulen einzurichten.

Doch genau das wollen die Gesamtschulen nicht. Ina Klein, Leiterin der Hans-Jonas-Gesamtschule in Neuwerk und Mönchengladbacher Sprecherin dieser Schulform, verlas in der Schulausschuss-Sitzung eine Erklärung im Namen aller sechs Mönchengladbacher Gesamtschulleiter. Prinzipiell werde zwar begrüßt, dass es in der Stadt mehr Gesamtschulplätze geben soll. Ziel der Gesamtschulleiter sei es immer gewesen, allen Interessenten einen Platz anbieten zu können. Ziel sei es aber auch, der Schülerschaft eine bestmögliche Schulausbildung zu bieten. „Die Heterogenität der Schülerschaft ist eine essenzielle Voraussetzung für die Qualität der Arbeit unserer Schulen“, sagte Ina Klein. Und: „Eine Ausweitung der Gesamtschulzüge muss von zumindest einer entsprechenden Zügigkeitsverringerung von Schulplätzen im dreigliedrigen Schulsystem begleitet werden. Bei zehn Gesamtschulzügen entspräche dies mindestens einer Kürzung des Hauptschulangebotes um drei Züge, des Realschulangebotes um drei Züge und des Gymnasiumangebots um drei bis vier Züge.“

Die Varianten im Schulentwicklungsplan sehen aber hauptsächlich den Wegfall von Hauptschulplätzen vor. Und wenn nur die Schüler, die in der Hauptschule keinen Platz mehr finden, an den Gesamtschulen angemeldet würden, gäbe es nicht mehr den angestrebten Schülermix. Die Leiterin der Hans-Jonas-Gesamtschule: „Hier muss der Schulentwicklungsplan deutlich nachgebessert werden, soll er nicht eine drastische Verschlechterung der Bildungs- und Ausbildungsbedingungen in der Stadt hervorrufen.“ Auch eine Dependance-Lösung wird offenbar von den Gesamtschullehrern nicht gutgeheißen — auch wenn es dafür bereits ein funktionierendes Beispiel in der Stadt gibt. Der Betrieb einer Dependance sei nur unter optimalen Voraussetzungen erfolgversprechend und stets mit sehr großem Aufwand für die jeweilige Schule, ihre Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler verbunden, sagte Ina Klein und erntete damit den Applaus von den Zuhörern. Einspruch gegen den Schulentwicklungsplan gibt es auch vom Bistum, da zwei katholische Hauptschulen zur Disposition stehen.

Der Schulentwicklungsplan wurde bislang nur eingebracht. Die Politiker müssen diesen nun beraten. Schulen und verschiedene Gremien werden noch gehört. Eine Entscheidung wird erst im April 2018 erwartet.

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