Schluss mit der Opfer-Rolle

Die Polizei vermittelt den Teilnehmern in Selbstbehauptungs-Kursen ein selbstbewussteres Auftreten.

Mönchengladbach. Manchmal, nachts alleine, im Dunkeln, mit dem Hund, war ihr schon mulmig. Das ist jetzt besser geworden. Angela Strater hat den Kursus Gewaltprävention durch Selbstbehauptung besucht, den die Polizei Mönchengladbach in Zusammenarbeit mit dem Polizeisportvereins in diesem Herbst angeboten hat.

14 Mal ging sie mit 40 Männer und Frauen Samstagmorgens um 9 Uhr in die Sporthalle, ließ sich eineinhalb Stunden lang Kniffe und Verhaltensweisen zeigen, die ihr jetzt ein besseres Gefühl geben, wenn sie mal wieder nachts mit dem Hund unterwegs ist.

Auch Männer kennen Unsicherheit und wurden als Kursteilnehmer zugelassen. „Kneipenschlägereien“, beginnt Teilnehmer Rainer Pellen mit der Aufzählung seiner Erfahrungen, „oder Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln.“ Er bekam Kriterien an die Hand, wann ein Einmischen sinnvoll und zweckmäßig ist, wie man sich davor schützt, dabei selbst Opfer zu werden und Anregungen, wie man dennoch nicht wegschaut und sich schuldig macht.

„Damit können wir einbringen, was wir aus unserem Berufsalltag wissen“, sagt Erik Block, einer der Trainer und Sportbeauftragter des Polizeipräsidiums, „Im Idealfall kommt es seltener zu Gewalt.“

Marc Windeck, ein anderer Trainer, nennt einen weiteren Unterrichtsinhalt: „Es gibt Menschen, die laufen als Opfer durch die Gegend.“ Die könnten sich schon mit Hilfe einer bewusst verbesserten Körperhaltung schützen.

„Das hilft vielleicht besser als ein Pfefferspray, das man erst aus der Tasche kramen muss.“ 30 Prozent der Kursteilnehmer haben bereits Gewalterfahrung gehabt. Es ging auch darum, die Starre zu verkürzen, in die ein Mensch verfällt, wenn er plötzlich und unerwartet angegriffen wird. „Die dauert in der Regel 25 Sekunden. Das ist viel Zeit“, sagt Windeck.

Die Übungen, mit deren Hilfe man sich körperlich zur Wehr setzen kann, entstammen der chinesischen Kampfkunst Wing Tsun, die eine Nonne für körperlich unterlegene entwickelt haben soll. „Die nutzen wir auch in unserem Berufsalltag“, sagt Block. „Damit können wir auch Stärkere beispielsweise festnehmen und das sieht gut aus. Angemessen. Wir brauchen niemandem mit einem Knüppel auf den Kopf zu hauen.“

Die Kursgebühren wurden zden Frauenhäusern in Gladbach und Rheydt gespendet, deren Vertreterinnen bei der Scheckübergabe gespannt zuhörten, was hier geboten wurde, weil es auch für ihre Klientel interessant ist. Block und seine Kollegen wollen den Kurs im Herbst wiederholen.

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