Schlamperei bei der Post — oder war’s eine Maschine?

Die Steuererklärung kommt als Blättersammlung zurück, vertrauliche Dokumente von Fremden inklusive.

Mönchengladbach. Über diesen Umschlag in seinem Briefkasten musste sich Lothar Schumacher sehr wundern. Der Internet-Unternehmer hat am 28. Oktober eine Sendung der Postniederlassung Langenfeld erhalten, durch die ihm seine Einkommenssteuererklärung 2010 unbearbeitet zurückgeschickt wurde.

Schumacher hatte das etwa 40-seitige Formular sowie zahlreiche Anlagen wie Handwerker-Rechnungen mit einer Metall-Heftzunge zusammengefasst und am 21. Oktober per Post an das für den Korschenbroicher zuständige Finanzamt Grevenbroich geschickt. Dort ist es nie angekommen. In der Rücksendung der Post — einem päckchenähnlichen Umschlag — befand sich nur noch eine lose Blattsammlung.

„Meine Unterlagen waren auseinandergenommen und wild verstreut“, sagt der 70-Jährige. Außerdem erhielt Schumacher im selben Umschlag einen Packen fremder Post: „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt er. In seinen Händen hielt er vertrauliche Unterlagen. Dazu gehörten eine Steuermahnung an einen Bürger in Westfalen, sieben grüne Durchlaufmappen der Bundesanstalt für Güterverkehr, Spesenabrechnungen von Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks aus Rheine und interne Post des THW mit Hunderten Namen, Adressen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen — Daten, die nicht für fremde Hände bestimmt sind.

Die Post-Niederlassung Langenfeld informierte ihren Kunden schriftlich am 27. Oktober, sie habe „beiliegende Schriftstücke ohne Briefumschlag aufgefunden“. Eine Ursache dafür habe nicht ermittelt werden können.

Schumacher glaubt, dass „ein Mitarbeiter der Post unter Missachtung des Briefgeheimnisses“ seine Einkommenssteuererklärung geöffnet habe. Die Metallschlaufe könne nicht durch einen Maschinenfehler in der Sortieranlage verschwunden sein.

Dieter Pietruck von der Pressestelle der Post AG schließt das „definitiv aus“. Das Sortieren der Briefpost sei ein Produktionsablauf, der von Maschinen erledigt werde. „Kein Mitarbeiter hat die Möglichkeit, unbemerkt eine Sendung aus dem Kreislauf zu nehmen und zu öffnen.“

Er vermutet, dass der Umschlag durch eine Maschine beschädigt wurde: „Das kann passieren, wenn es durch unterschiedlich große Dokumente Hohlräume im Umschlag gibt“, sagt Pietruck. In der Nachverpackungsstelle würden solche Sendungen normalerweise an den Empfänger weitergeleitet: „Soweit er ermittelbar ist.“ Warum in dem Fall falsche Absender gewählt und die Post nicht weitergeleitet, sondern zurückgeschickt wurde, kann er sich nicht erklären.

Schumacher fühlt sich geschädigt. Die Frist für die Steuererklärung ist jetzt abgelaufen. Die fremde Post will er an die Absender zurückschicken — per Einschreiben.

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