Schlafhorst: Standort vor dem Aus

TextilMaschinen: 240 Mitarbeiter müssen gehen. Produktion nur noch in Übach-Palenberg. Bei der Herstellung wird Gladbach bald zum Auslaufmodell.

Mönchengladbach. Eigentlich sollte erst heute alles bekanntgegeben werden. Hochoffiziell und im vorgeschriebenen Rahmen. Doch dann sickerte am Donnerstagnachmittag aus der tief frustrierten Belegschaft und der IG Metall das durch: Dem Stammhaus des traditionsreichen Textilmaschinen-Produzenten Schlafhorst droht mittelfristig das Aus. Der Eigentümer, der Schweizer Technologiekonzern OC Oerlikon, wolle an der Blumenberger Straße den neuen Maschinentypen, einen Spinnautomaten, erst gar nicht mehr herstellen lassen. Das werde künftig in Übach-Palenberg erfolgen.

Auch die Entwicklung neuer Großgeräte-Typen soll aus Gladbach verschwinden. Die Rede ist von mindestens 240 Stellenstreichungen bis 2010. Am stärksten davon betroffen sei Gladbach, wo noch rund 750 Personen tätig sind.

Nicht verschont vom rigiden Jobabbau bleibe das ebenfalls zur Oerlikon-Textilsparte zählende Werk "Zinser" in Ebersbach. Schlafhorst in Übach-Palenberg (408 Beschäftigte), wo die Textilmaschine mit Namen Autoconer montiert wird, soll zum zentralen Produktionsstandort für alle drei ausgebaut werden. Auf Fragen der WZ sagte Firmensprecher André Wissenberg: "In Übach-Palenberg werden wir demnach weitere Leute brauchen."

An der Blumenberger Straße werde der alte Maschinentyp Autocoro zum Auslaufmodell. Werde der nicht mehr gebraucht, stünden dort die Bänder still.

All das und mehr hat der Oerlikon-Wirtschaftsausschuss in nichtöffentlicher Runde beschlossen. Gladbachs IG-Metall-Chef Reimund Strauß: "Ich befürchte für Schlafhorst in Gladbach das Schlimmste."

Freitag, 11 Uhr, werden die Gladbacher Mitarbeiter in einer außerordentlichen Belegschaftsversammlung informiert. Sie dürfte turbulent verlaufen, wie Insider annehmen. Um 13.30 Uhr ist dann die Presse geladen.

Dass die anhaltende Flaute in den Bestellbüchern bei Schlafhorst wie bei Zinser Auswirkungen haben würde, das machte Konzernleiter Uwe Krüger noch Ende August deutlich. Ihm, der von tiefroten Bilanz-Zahlen sprach, die Folgen haben würden, hat man inzwischen einen beratenden Partner zur Seite gestellt. Folglich müssten weitere Mitarbeiter gehen. Zu dem Zeitpunkt waren bereits 700Angestellte von den Personallisten verschwunden.

Schlafhorst gehörte einst zu den Gladbacher Renommier-Firmen mit mehr als 5000 Beschäftigten. Das war zu Zeiten der Anteilseigner-Familien Reiners/Paetzold. Als die Saurer-Group, wie Oerlikon aus dem Alpenland, in den 90er Jahren bei Schlafhorst einstieg, begann der Niedergang.

Aus dem Umsatz-Milliardär (in DM) wurde immer mehr ein Filialbetrieb, der in Serie Mitarbeitern kündigte. Saurer-Chef Heinrich Fischer erklärte allzu oft, dass "Schlafhorst zu teuer produziert".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort