Rheydt: Die Stadt stoppt die Bahn

Es gibt Kritik am Vorgehen der Bahntochter. Kreisbau kauft Komplex nicht. Spielregeln für weiteres Verfahren.

Mönchengladbach. Ausgebremst haben die Mitglieder des Stadtratsgremiums für Planen/Bauen am Dienstag die Verantwortlichen der Immobilien-Tochter der Bahn AG. Sie fassten Beschlüsse, die es der Stadt ermöglichen, ein gehöriges Wörtchen mitzureden, wenn es um die Vermarktung des maroden Rheydter Hauptbahnhofs geht, die WZ berichtete. Die Bahn will den Komplex loswerden, hat die Frist für Käufer erneut verlängert — bis Ende November.

Sowohl der Technische Beigeordnete Andreas Wurff als auch Planungsausschuss-Vorsitzender Horst-Peter Vennen (SPD) kritisierten deutlich, dass die Bahn-Firma mit der Alt-Immobilie auf den Markt gegangen sei, ohne vorher die Stadt zu informieren. Wurff sagte, der Bereich „unterliegt dem Planungsrecht“, hier könne und dürfe die Stadt nicht außen vor bleiben. Zumal das Gebiet zu einem zentralen in der Rheydter City zähle.

Mit Datum vom 11. Oktober hatte bereits die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG ihr Befremden gegenüber der Bahn geäußert. Sie fühle sich bei dem ganzen Verfahren übergangen.

In dem Zusammenhang wurde bekannt, dass die Kreisbau das Thema Hauptbahnhof abgehakt hat. Auf Weisung von Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) soll sich nur noch die EWMG um einen möglichen Kauf des 4000 Quadratmeter großen Areals bemühen.

Bislang wollte sich die städtische Kreisbau an dem Bieterverfahren beteiligen. Die Bahn wiederum will mindestens 750 000 Euro kassieren. Sie schweigt zu der bisherigen Diskussion um ihren Besitz. Am Bahnhof interessiert ist auch die Baufirma Jessen der CDU-Brüder Bücker.

„Wir haben den Fuß in der Tür. Was an einem zentralen Ort in Rheydt passiert, überlassen wir nicht den Kräften des freien Marktes“, hatte Bezirksvorsteher Karl Sasserath (Bündnis-Grüne) in der Sondersitzung der Bezirksvertretung Süd (BV) am Montag erklärt. Und damit die Haltung der Vertretung formuliert.

Der BV wie dem Planungsgremium erscheint es wichtig, dass Investoren wie Jessen den nicht denkmalgeschützten Bahnhofsbereich nicht einfach abreißen und dann hier Einzelhandel plus Wohnungen errichten können.

Denn: Zum Planungsgebiet gehören die Radstation neben dem Bahnhof, Kurzzeitparkplätze, Bushaltestellen und Taxistände. Jessen ist in der Gegend ohnehin sehr aktiv: Der Real-SB-Markt (Moses-Stern-Straße) wurde von dem Mittelständler errichtet. Die Alte Post zwischen Odenkirchener Straße und Bahnhofstraße wurde ebenfalls umgebaut, unter anderem für einen Bio-Markt.

Horst-Peter Vennen (SPD) sagte: „Die Stadt wird jetzt zum Handelnden und ist nicht länger ein Getriebener.“ Gemeint: Mit einem Bebauungsplan und einer möglichen Entwidmung des Bahnhofs-Gebietes bestimmt sie mit, was hier passiert. Notfalls, sagte Wurff, soll eine Satzung beschlossen werden, die das besondere Vorkaufsrecht für die Stadt ermöglicht.

Diese Satzung soll es aber nur geben, wenn ein Investor den Bahnhofsvorplatz mit Radstation usw. aufgeben will. Die Station, in der benachteiligte Jugendliche arbeiten, ist mit öffentlichen Geldern finanziert worden. Denkbar, ja wahrscheinlich: Die EWMG kauft den Bahnhof und holt die Kreisbau bei der Neugestaltung ins Boot.

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