Reportage: Kein Raum ist vor ihm sicher

Christian Heringhaus ist Heizungsableser. Er bekommt jede Menge Wohnungen zu sehen.

<strong>Mönchengladbach. Alle sechs Minuten, acht Stunden am Tag setzt Christian Heringhaus seinen Fuß in ein fremdes Leben. Genauer in eine fremde Wohnung und dort geht er in wirklich jedes Zimmer. In die Küche, ins Bad, ins Schlaf- und auch ins Kinderzimmer. Kurz in jedes Zimmer, in dem es eine Heizung gibt. Denn der 41-Jährige ist Heinzungsableser. Er schaut bei jedem Heizkörper auf die Messskala und zieht weiter. Aber auch wenn der Besuch nur sechs Minuten dauert, verraten ihm viele Kleinigkeiten eine Menge über den Bewohner der Wohnung: Fotos, die Art der Möbel, Unordnung oder auch, dass nur eine Seite des Ehebetts bezogen ist.

Wie viele Heizkörper in der Wohnung auf ihn warten, weiß er schon vorher. Das verrät ihm sein Mini-Computer. Alles weitere, eine Überraschung. "Guten Tag, ich komme, um die Heizung abzulesen, darf ich reinkommen", stellt Heringhaus sich höflich vor und seine Augen mustern schon die erste Tür auf der linken Seite. Denn so lautet der Grundsatz: Unten links anfangen und im Uhrzeigersinn weitergehen.

Ein anderes Phänomen, das schon öfters vorgekommen ist: "Die Bewohner denken, ich sei so etwas wie der verlängerte Arm der Hausverwaltung und schimpfen mit mir", erzählt der Heizungsableser.

Harmlos im Vergleich zu manch anderen Quartieren: "Es gab schon Wohnungen, da habe ich mich geekelt, mich auf den Boden zu knien." Doch es gibt immer noch eine Steigerung, weiß er. "Zuletzt kam ich in eine Messi-Wohnung, da musste der Bewohner mir den Weg durch Dreck und Müll mit der Schaufel frei räumen." Das hat er dann seinem Chef in der Techem-Niederlassung Niederrhein gemeldet.

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