Reisen, Völker und Kulturen beim Literarischen Sommer

In neun Städten findet ab Dienstag der Literarische Sommer statt. An vier Terminen lesen Autoren auch in Mönchengladbach.

Mönchengladbach.Es darf gelauscht werden. Der Literarische Sommer beginnt. Bereits zum 14. Mal blicken Leseratten und Bücherwürmer beim Deutsch-Niederländischen Literaturfestival über die Grenze zu unserem westlichen Nachbarn und wieder zurück vor die eigene Haustür.

In neun Städten finden ab Dienstag bis zum 11. September 27 Lesungen mit insgesamt 20 Autoren statt, die alle aus der Region stammen und sich literarisch mit ihr beschäftigen. Achtmal kommen niederländische oder flämische Schriftsteller an den Niederrhein, dafür reisen drei deutsche Literaten in die Provinz Limburg.

In Mönchengladbach sind diesmal vier Lesungen: „Wieder einmal dreht sich alles um die Themen Reise sowie fremde Völker und Kulturen“, sagt Arno van Rijn, seit dem Jahr 2000 Projektleiter und — da Niederländer — „ein echter Glücksfall“ für den bilateralen Literaturaustausch, so der Fachbereichsleiter für die Gladbacher Stadtbibliothek Guido Weyer.

Den Auftakt in Gladbach macht am Dienstag, 9. Juli, Anne Gesthuysen. Ab 19.30 Uhr liest die Autorin und ARD-Moderatorin in der Stadtteilbibliothek Rheydt aus ihrem Roman „Wir sind doch Schwestern“. Anlässlich des 100. Geburtstags der Ältesten treffen sich die drei Schwestern in ihrem Heimatort Kleve und lassen ihr Leben Revue passieren. Die Autorin verwebt, vor dem Hintergrund der Familiengeschichte, Gegenwart und Vergangenheit eines bewegten Jahrhunderts miteinander: „Es wird mit viel Sprach- und Dialogwitz erzählt“, verspricht Arno van Rijn.

Um eine junge Generation, die keine Grenzen und keine Heimat kennt, geht es in dem Roman „Der Russe ist einer der Birken liebt“. Die deutsch-russische Autorin Olga Grjasnowa liest am Mittwoch, 17. Juli, ebenfalls in der Bibliothek Rheydt. Ihre Geschichte handelt von der jungen Jüdin Mascha aus Aserbaidschan — „immer verliebt, immer auf dem Sprung, immer auf der Flucht“, sagt van Rijn.

Der Niederländer Stephan Enter kommt am Mittwoch, 31. Juli, in den Geneickener Bahnhof und liest aus seinem aktuell übersetzten Roman „Der Griff“. Es ist die Geschichte von vier Freunden, drei Männern und einer Frau, die zu ihrem gemeinsamen Wiedersehen reisen und sich unter anderem auf einer Zugfahrt an eine gemeinsame Klettertour vor 20 Jahren erinnern. Am Ende wartet ein dunkles Geheimnis, „das jedoch nicht verraten wird“, betont Projektleiter van Rijn.

Als einen Tabubruch bewertet mancher den Roman „Der jüdische Messias“. Der niederländische Autor Arnon Grünberg liest am Donnerstag, 29. August, in der Zentralbibliothek Mönchengladbach, aus seinem Roman über den Nichtjuden Xavier Radek. Fasziniert vom Judentum reist dieser nach Israel, um dort zu einem politischen Erlöser mit faschistischen Zügen aufzusteigen und damit immer mehr „du-weißt-schon-wem“, wie es im Roman heißt, zu ähneln — eine mit viel Ironie, Sprachwitz und Satire erzählte Geschichte, die einen ernsten Hintergrund hat.

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