Reha-Verein hilft bei Rückkehr ins Berufsleben

16 Jahre lang arbeitetet Angelika Kellermann für Schlecker. Nach der Insolvenz der Drogeriemarktkette bekam sie psychische Probleme. Der Reha-Verein verhalf der 54-Jährigen zu einer zweiten Karriere.

Reha-Verein hilft bei Rückkehr ins Berufsleben
Foto: Detlef Ilgner

Sie war immer stark im Leben, hat sich durchgeboxt. Wer Angelika Kellermann erlebt, kann ahnen, was für ein langer, schwerer Weg hinter ihr liegt. Wenn sie lacht, strahlen ihre Augen, das steckt an. „Doch es gibt sie noch diese Tage, an denen nichts mehr geht“, erzählt sie. Kellermann ist eine Schleckerfrau.

16 Jahre war sie bei dem Konzern angestellt. War fünf Jahre als Filialleiterin tätig. „Sieben Jahre habe ich in einer Filiale am Römerbrunnen gearbeitet “, erzählt sie, und da ist es wieder, dieses Strahlen: „Die Läden und die Kunden waren meine Babys“, sagt sie. Ein Jahr ist sie sogar täglich nach Aachen gependelt, um eine neue Filiale aufzubauen, doch das ging wegen des Sohnes nicht mehr.

Dass sie einmal ihren Arbeitsplatz verlieren würde, war für sie nicht denkbar. Wie ernst die Lage war, erfuhren die Mitarbeiter nur häppchenweise. Der 1. Juli 2012 änderte alles. Die letzten Filialen schlossen. „Auch ich machte meine Türen zu. Da fing alles an. Die Probleme türmten sich auf“, berichtet sie. „Irgendwann habe ich einfach resigniert. Ich hatte das Gefühl, ich bin nichts mehr wert und zu nichts zu gebrauchen“, erzählt sie weiter. Für eine Umschulung war sie zu alt, sagt die heute 54-Jährige. „Es gab nicht viele Möglichkeiten für uns. Es hieß: Die Schleckerfrauen können nur arbeiten“, fügt sie hinzu. Sie ging zu ihrer Ärztin.

Angelika Kellermann, ehemalige Schlecker-Mitarbeiterin

Für die Medizinerin war klar: Kellermann braucht psychologische Hilfe. „Anfangs war die Vorstellung komisch, mit einem Fremden über meine Probleme zu sprechen“, sagt sie. Zurückblickend war es das Beste, was sie tun konnte. Der Psychologe machte Kellermann auf den Reha-Verein aufmerksam. Von da ab änderte sich ihr Leben wieder zum Positiven. Durch die Maßnahmen bekam ihr Tag wieder Struktur. Das war genau das Richtige für die gestandene Frau. „Ich kann nicht nur zu Hause sitzen. Wenn ich abends in mein Bett gehe, möchte ich etwas getan haben“, betont sie mit fester Stimme. Anfangs arbeitete sie mit Computern. Doch das war nichts für sie. Bei der Arbeit im Café blühte sie auf. „Ich brauche den Kontakt zu Menschen“ erzählt sie.

Sie erfuhr vom Zuverdienstprojekt des LVR, welches der Reha-Verein umsetzt. Sie bewarb sich als Fahrerin, wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und erhielt die Stelle. „Die Beschäftigten arbeiten tage- oder stundenweise. Viele sind nicht mehr in der Lage, ihren Beruf auszuüben, möchten aber mehr als die Angebote der Tagesstätte“, erklärt Geschäftsführer Dieter Schax und ergänzt: „Wir machen darauf aufmerksam, dass nun ein reguläres Arbeitsverhältnis geschlossen wird mit allen Rechten und Pflichten auf beiden Seiten. Das ist nicht einfach, und es gibt auch Rückschläge. Wo wir uns nicht sicher sind, bieten wir erst einmal Praktika an. Im Augenblick sind 15 Stellen besetzt.“

Aber für die ehemalige Schlecker-Mitarbeiterin war es der richtige Schritt. „Ich werde wieder gebraucht. Ich freue mich richtig, wenn ich meine Kollegen sehe“, sagt sie und lächelt leicht.

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