Polizist lag in seinem Blut

Gericht: Nach der Tritt-Attacke, bei der Michael Frehn schwer verletzt wurde, berichtete er am Mittwoch von der Tatnacht.

Mönchengladbach. Ob Michael Frehn (40) nach der Tritt-Attacke Schäden zurückbehalten wird, kann er jetzt noch nicht sagen. Der Polizist sagte am Mittwoch im Prozess gegen den jungen Mann aus, der ihn am 28. August mit einem wuchtigen Tritt ins Gesicht schwer verletzt haben soll. Der Angeklagte hatte den Tritt am ersten Prozesstag zugegeben und die schwere Verletzung bedauert.

„Mich hat etwas am Kopf getroffen, es hätte ein Schuss oder Baseballschläger sein können“, sagte Frehn. Er habe in einem See von Blut gelegen, geglaubt, er habe sein Augenlicht zumindest rechts verloren. „Ich habe kurz an den Tod gedacht.“

Im Bethesda, in das er nach der Tat eingeliefert wurde, habe der Oberarzt sinngemäß zu ihm gesagt, dass er eine solche Verletzung noch nie nach einem einzigen Tritt gesehen habe, nur nach schwersten Verkehrsunfällen. Eine komplette Mittelgesichtsfraktur sei diagnostiziert worden, nach der ersten Operation habe er noch zweimal nachoperiert werden müssen.

Der Angeklagte richtete selbst das Wort an Frehn. Er wolle sich bei ihm und seiner Familie entschuldigen, sagte er. „Ich nehme das so zur Kenntnis“, antwortete der Beamte.

Bis heute leidet er an den Folgen der Verletzungen. Wange und Zahnfleisch auf der linken Seite seien noch ohne Gefühl, und eine Verletzung des Tränenwegkanals habe schon für schwere Entzündungen gesorgt. „Ob das Gefühl wiederkommt und der Tränenkanal ausheilt, kann mir noch niemand sagen.“

Ansonsten ging es am gestrigen Prozesstag hauptsächlich um die Rekonstruktion der Tat. Richter Lothar Beckers legte den Zeugen — Kollegen von Frehn, die am Einsatz beteiligt waren — Stadtpläne vor und ließ sie aus der Erinnerung die Position der Beteiligten hineinzeichnen.

Was sich abgespielt hat, scheint nach den weitgehend übereinstimmenden Schilderungen klar: Ein Einbruch im Kaiser’s-Markt in Odenkirchen war der Auslöser. Frehn und ein Kollege, beide in Zivil, wollten sich nicht zu erkennen geben, weil sie vorhatten, später noch mal zu schauen, ob die Täter zurückkommen. Weil zwei Hundeführer von Herumstehenden angepöbelt worden seien, ein junger Mann um sich geschlagen habe und sich nicht habe festhalten lassen, wurden sie aber zur Hilfe gerufen.

„Die Situation war eigentlich safe“, beschreibt Frehn die Minuten nach seinem Hinzustoßen als „sicher“. Er habe den Randalierer mit Kopf und Schultern auf den Boden gedrückt, zwei Kollegen hätten Körpermitte und Beine gepackt. „Man ist dann fest auf seine Aufgabe konzentriert, ich habe niemanden kommen hören, nicht mit einem Angriff gerechnet.“

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