Perspektive: Die Kirchen im Dorf stehen lassen

Am Montag erhielt OB Norbert Bude eine Studie über die Zukunft der Kirchen.

Mönchengladbach. Ein denkbares Szenarium: Ein Besucher der Stadt sieht eine Silhouette ohne Münster- und Hauptkirche. Nur eine Vision, denn die historischen Kirchen sind fest mit Stadtbild und 1000-jähriger Geschichte Gladbachs verbunden. Doch angesichts rückläufiger Kirchenbesucherzahlen und -steuereinnahmen wird auch hier die Diskussion über den Umgang mit leerstehendem Kirchenraum geführt.

Zum Thema Zukunft der Kirchenbauten hat der Verein für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Aachen jetzt eine Dokumentation veröffentlicht, die Oberbürgermeister Norbert Bude und dem Technischen Beigeordneten Helmut Hormes überreicht wurde.

Die 200-seitige Studie "Umbruch-Abbruch-Aufbruch? Nutzen und Zukunft unserer Kirchengebäude" ist das Ergebnis zweier Tagungen, die 1997 in Düsseldorf und 2006 in Mönchengladbach stattfanden. Martin Struck ist Mitherausgeber der Dokumentation: Der Erzdiözesanbaumeister warnt davor, mit schnellem Aktionismus über die Zukunft der Kirchen zu entscheiden.

Kirchenbauten seien eine Ansammlung von Historie und Kultur, die das Bild der Stadtviertel prägten, den Anwohnern als lokale Identifikation dienten und von vielen Menschen als Ort der Stille genutzt würden: "Sie sind Kristallisationspunkte, an denen etwas Neues entstehen kann. Wir brauchen solche Orte." Es müsse für jeden Kirchenleerstand eine individuelle Lösung gefunden werden.

Für Baudezernent Helmut Hormes ist das Thema nicht neu. Untersuchungen seines Amtes hätten gezeigt: "An vielen Standorten sind Kirchen wichtig. Fehlen sie, entsteht kein Stadtgefühl", sagt der Leiter des Bau- und Planungsamtes.

Beispiel St. Peter Waldhausen, eine Gemeinde, deren Mitglieder zum Kirchenbesuch nach Windberg abgewandert sind. Die städtebaulichen Auswirkungen im Falle der endgültigen Aufgabe der Kirche wären erheblich, zumal es sich um ein bedeutendes Bauwerk des Architekten Clemens Holzmeister aus den Jahren 1932/33 handele. Ähnliches gelte für die Kirchen in Neuwerk, Uedding und Pesch, betont Hormes.

Stichwort Umwidmung: "Mit dem Umbau der evangelischen Friedenskirche zu Wohnraum ist dieses Modell in Mönchengladbach bereits erfolgreich umgesetzt worden", sagt Bude. Diese Lösung sei ohne öffentliche Gelder allerdings nicht durchführbar.

Der erste Vorsitzende des Vereins für christliche Kunst, Domkapitular und Prälat Josef Sauerborn, lehnt die Umwidmung zu jedem "x-beliebigen Zweck" ab. Negativbeispiel sei für ihn eine Kirche im niederländischen Maastricht, die heute als Hotel genutzt werde.

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