Odenkirchen: Polizei greift durch

Bleibt junger Polizist für immer entstellt? Samstagnacht ist der Polizist Michael F. (40) bei einem Einsatz durch einen wuchtigen Tritt ins Gesicht schwer verletzt worden. Mutmaßlicher Täter ist verletzt.

Mönchengladbach. "Diese Brutalität ist eine neue, für jeden Polizeibeamten bedrohliche Erfahrung", sagt Reinhard Lenzen-Fehrenbach, Leiter der Polizeiinspektion. Er und Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre informierten nach anfänglichem Schweigen über die "brutalen Vorgänge" in Odenkirchen.

Samstagnacht ist der Polizist Michael F. (40) bei einem Einsatz durch einen wuchtigen Tritt ins Gesicht schwer verletzt worden. Der Vater dreier Kinder zog sich Brüche u.a. des Schädels, des Augenhöhlenknochens, des Jochbeins und Teilen des Kiefers zu.

Ob Schäden zurückbleiben, sei noch nicht abzusehen: "Das Gesicht ist so geschwollen, dass mit der Behandlung noch nicht begonnen werden konnte", sagt Chef-Ermittler Ingo Thiel.

Die Polizei schildert die Vorkommnisse so: Gegen 1 Uhr sei ein Einbruchsversuch bei Kaiser’s nahe der Niers gemeldet worden. Eine Streife untersuchte mit Hunden den Markt, spürte aber keine Täter auf. In der Nähe habe sich eine Gruppe von acht bis zehn Jugendlichen aufgehalten, darunter der spätere mutmaßliche Täter Roberto S. (20).

Es sei zu verbalen Auseinandersetzungen gekommen. Unterstützungskräfte wurden angefordert, zu denen Michael F. gehörte. Als eine Person sich weigerte, die Personalien anzugeben, wurde sie von dem Polizeibeamten mit einem Kollegen am Boden "fixiert".

Der Angriff eines am Geschehen Unbeteiligten und der Tritt ins Gesicht mit einem Anlauf von sechs Metern sei eine "Sekundengeschichte" gewesen, sagt Thiel.

Roberto S. wurde überwältigt und verletzt. Er liegt im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags: "Wer einen solchen Tritt ausführt, muss davon ausgehen, dass tödliche Verletzungen entstehen", sagt Staatsanwalt Stefan Lingens. S. müsse mit einer Haftstrafe von zehn bis 15 Jahren rechnen. Er ist u.a. wegen vorsätzlicher Körperverletzung vorbestraft.

Einige der Jugendlichen vor dem Markt verdächtigt die Polizei, ebenfalls Straftaten begangen zu haben. Manche von ihnen wohnen im Bereich Zur Burgmühle, andere nicht. Die Polizei will nun "mehr Präsenz" im Hochhausviertel Zur Burgmühle zeigen und "bekannte Straftäter schneller überführen".

Tirre betonte, die Brutalität, mit der der Polizeibeamte verletzt wurde, spiegele eine Erfahrung zunehmender Gewalt und Respektlosigkeit gegen Polizisten wider.

Laut Lothar Zitzen, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, fürchten immer mehr Kollegen, "einen auf die Mütze zu kriegen". Deshalb würden bei Einsätzen oft mehrere Streifen vor Ort erscheinen.

Was muss noch passieren?, fragt die Linke. Seit Jahren fordere man für Odenkirchen im Bereich der Hochhäuser vorbeugende Programme insbesondere für Kinder und Jugendliche - doch die Stadtverwaltung tue nichts. Den jetzigen Jugendlichen, die sich in einer mittlerweile 3. Gang formiert hätten, sei hiermit allerdings kaum zu helfen.

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