Neuwerk: Der Weg ist weg

Die Expansion des großen Entsorgers findet nicht überall Zustimmung. Arbeiten begannen.

Mönchengladbach. Der teilweise holprige, schmale Weg nahe dem Bahndamm war beliebt — bei Joggern, Spaziergängern (mit und ohne Hund) und bei Radfahrern. Seitdem Großentsorger Drekopf seinen Firmenkomplex erweitert (die WZ berichtete), läuft und radelt hier keiner mehr.

Der Weg ist weg. „Das ärgert mich“, sagt ein jung gebliebener älterer Herr, der regelmäßig das Verbindungsstück an der Borsig-/Boettgerstraße zwischen der Engelblecker „Webersiedlung“ und Bettrath-Hoven nutzte — und jetzt, nach der Sperrung, knapp 1000 Meter Umweg radeln „dürfe“.

Der ehemalige Beamte ist nicht der einzige, der sich an die Stadt bzw. an Drekopf mit der Frage wandte: „Kann man einen öffentlichen Weg einfach so einziehen und bebauen?“ „Kann man“, sagt Stadtsprecher Walter Schröders. Der Weg sei nun „auf Veranlassung“ der Eigentümerin (Drekopf) durch einen Bauzaun gesperrt worden. Zuvor habe die Stadt die Trasse „eingezogen“, weil sie Bestandteil des von der Politik beschlossenen Bebauungsplans mit der Nummer 547/V sei.

Und der regelt das Millionen-Projekt des Familienunternehmens Drekopf. Schröder beruhigt die Betroffenen und sagt: „Als Ersatz wurde eine neue Wegeverbindung vom Bahndamm in Richtung Zillekeshütte angelegt.“

Drekopf, hinter dem die Familie Haubrichs/Finger steckt, expandiert mächtig im Neuwerker Gewerbegebiet. Angrenzend an den bestehenden Hallen-Komplex Boettgerstraße kaufte man von der Stadt ein rund 17 000 Quadratmeter großes Grundstück. Nach Angaben der Stadt-Wirtschaftsförderung (WFMG) sind drei Hallen, eine Werkstatt sowie ein attraktiver Verwaltungsbereich geplant. Laut WFMG seien infolge der Investitionen etwa 15 neue Stellen geplant.

Einer WFMG-Unterlage zufolge bezahlte die Firma Drekopf für die bisherige Ackerflächen rund 850 000 Euro. Etwa 190 000 Euro waren für Ersatzweg und für 40 Parkplätze entlang der Borsigstraße fällig. Sie wurden vom Grundstückspreis abgezogen. Der Deal zwischen Drekopf und der WFMG bzw. der Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG war stadtintern nicht unstrittig. Dies habe aber nichts damit zu tun, dass Nicole Finger, die zur Drekopf-Geschäftsführung gehört, Mitglied der FDP-Ratsfraktion ist, hieß es seinerzeit.

Drekopf hatte im April 2011 am Engelblecker Stammsitz ein Lager für gefährliche Stoffe eröffnet. Das Projekt sei intensiv mit den zuständigen Behörden abgestimmt worden, sagte Drekopf-Geschäftsführer Werner Haubrichs damals. Gelagert wird Sondermüll wie Farben, Lacke, Verdünnungen, aber auch Leuchtstoffröhren.

Die Gruppe des Entsorgers beschäftigt deutschlandweit etwa 480 Menschen, in Engelbleck sind es mehr als 140. Den Umsatz gab das Unternehmen zu einem früheren Zeitpunkt mit mehr als 150 Millionen Euro an.

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